Die früheren Fußballfunktionäre Joseph Blatter und Michel Platini sind im Prozess um eine dubiose Millionenzahlung vom Schweizer Bundesstrafgericht freigesprochen worden. Das Verfahren gegen die ehemaligen Präsidenten von FIFA und UEFA ist in Bezug auf die ungetreue Geschäftsführung eingestellt. Dieses Urteil verkündete das Gericht am Freitag in Bellinzona.
Das Gericht hat Blatter eine Genugtuung von 20.000 Franken (20.189,78 Euro) zugesprochen. Platini hat auf eine solche verzichtet. Er erhält wieder Zugriff auf die rund 2 Millionen Franken (heute rund 2,02 Millionen Euro), die von der Bundesanwaltschaft eingefroren wurden. Die Bundesanwaltschaft hatte in ihrem Plädoyer bedingte Freiheitsstrafen von je 20 Monaten gefordert.
Die Bundesanwaltschaft hatte Blatter und Platini beschuldigt, dass für die im Frühling 2011 erfolgte Millionen-Überweisung der FIFA an Platini keine rechtliche Grundlage vorhanden gewesen sei. Das Honorar für die Berater-Tätigkeit Platinis für Blatter in den Jahren von 1998 bis 2002 sei in einem Vertrag von 1999 auf 300.000 Franken festgelegt und bereits ausbezahlt worden.
Die vorsitzende Richterin der Strafkammer sagte in ihrer Urteilsbegründung, dass für das Gericht zahlreiche Indizien vorlägen, aufgrund derer das Vorhandensein eines mündlichen Vertrags zwischen Blatter und Platini aber nicht ausgeschlossen werden könne. Platini habe aufgrund seiner Position und den im Fußball üblichen Honoraren eine Million pro Jahr verlangen können. Alles in allem habe das Gericht sein Urteil nach dem Grundsatz "im Zweifel für den Angeklagten" gefällt.
Sepp Blatter schon vor Urteil optimistisch
"Was ich hier erwarte, ist nichts anderes als einen Freispruch", sagte der 86-jährige Blatter am Freitag vor dem Urteil. "Ich bin ein glücklicher Mann", meinte er danach. Der Schweizer war bis 2016 Präsident der FIFA, der Franzose Platini (67) Präsident der Europäischen Fußball-Union. Nach ihrer Darstellung handelte es sich bei der Millionenüberweisung um eine Nachzahlung für besagte Beratertätigkeiten von Platini für den Weltverband.
Die FIFA habe um die Jahrtausendwende nicht genügend Geld gehabt, um Platini voll zu bezahlen. Es habe sich um ein "Gentleman's Agreement" gehandelt, wie Blatter angab. Dagegen wurde damals in Medien spekuliert, dass Blatter sich mit dieser Zahlung von Platini Unterstützung bei der Wiederwahl zu einer neuen Amtszeit 2011 gegen einen Herausforderer sichern wollte. Im Gegenzug soll er laut Spekulationen Platini versprochen haben, ihn für 2015 als seinen Nachfolger aufzubauen.
Platini freute sich in einem Statement darüber, dass die Wahrheit ans Licht gekommen sei. "Ich habe es immer wieder gesagt: Mein Kampf ist ein Kampf gegen die Ungerechtigkeit. Ich habe ein erstes Spiel gewonnen", wurde der Franzose zitiert. Er "werde nicht lockerlassen und auf der Suche nach der Wahrheit bis zum Ende gehen." Weiters meinte Platini: "In diesem schrecklichen Fall gibt es Schuldige, die in diesem Prozess nicht aufgetreten sind. Ich garantiere ihnen: Wir werden uns wiedersehen."
Platini und sein Anwalt versuchten in dem Prozess, von den Umständen der eigentlichen Zahlung abzulenken. Ihnen ging es vielmehr darum, ein angebliches Komplott zu belegen. Die Zahlung habe in der FIFA jahrelang niemand beanstandet, argumentierten sie - bis 2015, just in dem Jahr, als Platini sich um die Nachfolge Blatters bewerben wollte. Statt Platini trat der damalige UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino die Nachfolge von Blatter an. Er ist bis heute im Amt.
Die Ethikkommission der FIFA hatte die beiden Funktionäre für mehrere Jahre gesperrt. Eine Sperre bedeutet, dass sie keine Fußballaktivitäten wahrnehmen können. Die FIFA war in dem Verfahren als Nebenklägerin aufgetreten und hatte die Rückzahlung des Betrags und der darauf gezahlten Sozialleistungen verlangt.