Kaum war die berauschende "Nacht ihres Prinzen" Kylian Mbappé vorbei, wurde bei Paris Saint-Germain offenbar der große Umbruch eingeleitet. Nach der mit Millionensummen honorierten Vertragsverlängerung des französischen Fußball-Weltmeisters muss nun eine passende sportliche Führung gefunden werden. Das Aus für Sportdirektor Leonardo ist nach übereinstimmenden Medienberichten besiegelt, auch Trainer Mauricio Pochettino soll trotz Vertrages bis 2023 keine Zukunft mehr haben.
Prompt wurden die Spekulationen angeheizt. Die französische Sportzeitung "L'Equipe" brachte Ex-DFB-Teamchef Joachim Löw ins Gespräch. Als weitere mögliche Kandidaten werden der belgische Nationaltrainer Roberto Martinez, Ex-PSG-Profi Thiago Motta und Christophe Galtier von OGC Nizza gehandelt. Dem Vernehmen nach ist Starcoach Zinédine Zidane kein Thema.
Der derzeit vereinslose Zidane hatte Real Madrid dreimal zum Champions-League-Titel geführt, und nichts weniger als dieser Pokal wird auch vom PSG-Trainer gefordert. Denn das Personal steht dafür zur Verfügung. Schließlich fiel die "Wahl des Königs" ("L'Equipe") auf Paris anstelle von Real Madrid, was in Spanien für große Verärgerung sorgte.
Verlängerung ist eine "Beleidigung für den Fußball"
Der Chef der spanischen Liga, Javier Tebas, wetterte bei Twitter, die Art und Weise der wohl sehr teuren Verlängerung sei eine "Beleidigung" für den Fußball. PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi sei "so gefährlich wie die Super League". Dass ausgerechnet Real einst treibende Kraft bei der letztlich gescheiterten Super League war, schien Tebas vergessen haben.
Die spanische Liga kündigte an, Beschwerde gegen den Vertrag bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA), den französischen Verwaltungs-und Steuerbehörden sowie der Europäischen Union einzulegen. Diese Art von Vereinbarung würde die wirtschaftliche Stabilität des europäischen Fußballs attackieren sowie die Hunderttausende Jobs und die Integrität des Sports gefährden, hieß es zur Begründung.
Es sei skandalös, dass ein Verein wie PSG, der in der vergangenen Saison mehr als 220 Millionen Euro Verlust gemacht und zuvor bereits 700 Millionen Euro Minus angehäuft hatte, nun mit Kosten von 650 Millionen Euro für das Personal solch eine Vereinbarung treffen konnte, schrieb Tebas. Spanische Medien berichten, dass der Starstürmer von PSG für die Vertragsverlängerung bis 2025 ein Handgeld von bis zu 300 Millionen Euro bekommen habe.
Er wolle das Abenteuer fortsetzen in Paris, seiner Stadt, sagte Mbappé, der beim 5:0 zum Saisonabschluss entsprechend gefeiert wurde und den Fans gleich noch drei Tore schenkte. "Ich hoffe, dass ich weiter das machen kann, was ich am meisten liebe: Fußball spielen und Trophäen gewinnen."
Alle Real-Angebote wurden abgelehnt
Dabei schien lange beschlossene Sache zu sein, dass er dies zukünftig bei Real machen würde, seinem Herzensclub als kleiner Bub. Bereits im vergangenen Sommer wollte Mbappé nach der Verpflichtung von Lionel Messi PSG verlassen, wofür er beim Saisonstart von den eigenen Fans ausgebuht worden war. Ein neues PSG-Angebot über einen Fünfjahresvertrag mit kolportierten 50 Millionen Euro Gehalt pro Saison schlug er aus. Real gab mehrere Offerten für Mbappé ab, noch am letzten Tag des Winter-Transferfensters hatte Real über 200 Millionen Euro geboten, aber PSG lehnte ab.
Die Beharrlichkeit von Paris hat sich gelohnt, für die Katar-Sponsoren gerade im WM-Jahr von großer Bedeutung. Der Fixpunkt Mbappé bleibt also, nun müssen die Voraussetzungen für einen erfolgreichen Angriff auf Europas Thron geschaffen werden. Pochettino wird dies offenbar nicht zugetraut.
Der Argentinier, der in der Vorsaison Thomas Tuchel ersetzt hatte, konnte die hohen Erwartungen der PSG-Eigentümer bisher nicht erfüllen. Vor allem das Scheitern im Achtelfinale der Champions League gegen Real Madrid sorgte für große Enttäuschung. Ohnehin hat Pochettino den Makel, in Sachen Titeln oft nur zweiter Sieger zu sein wie beim verlorenen Champions-League-Finale von Tottenham gegen Liverpool 2019.