Es ist ein unvergleichbarer Geruch, der einem jungen, oder auch junggebliebenen Fußballfan in der Nase kitzelte, wenn er das erste Packerl der neuen Panini-Sammelbilder zu Fußball-Welt- oder Europameisterschaften öffnete. Vorsichtig aufreißen, damit der wertvolle Inhalt ja nichts abbekommt, keinen Riss, keine Delle, keine Falte. Der Akt an sich benötigt in Folge jede Menge Fingerspitzengefühl, soll das Heft ja durchaus im Freundes- oder Familienkreis herzeigbar sein. Nicht stressen lassen, mit Ruhe und Gelassenheit die gekennzeichnete Fläche bekleben, einmal glatt streifen und…perfekt! Der Anfang ist gemacht, fehlen nur noch hunderte weitere Pickerl.

Die gute Nachricht zuerst: Dieses Vergnügen wird den österreichischen Pickerlfans auch in Zukunft nicht verwehrt bleiben. Die schlechte Nachricht: Für Traditionshersteller Panini, der seit 1970 jede WM und EM mit den weltberühmten Stickern begleitete, hat es sich bei der Europameisterschaft 2024 in Deutschland ausgeklebt. Wie die Konkurrenzfirma „Topps“ am Mittwoch bekannt gab, endet eine Ära. Der US-amerikanische Hersteller ist bis 2028 der offizielle und exklusive Lizenzpartner der UEFA, das soll neben den Europameisterschaften auch andere Nationalteambewerbe wie die Nations League betreffen. Was sich ändert? Rein optisch nicht viel, im Herzen eines jeden Sammlers aber doch einiges, wenn plötzlich nicht mehr das legendär glitzernde Panini-Pickerl auf Seite eins zu finden sein wird.

Für Topps ist es der bisher größte Coup, für den man sich auch gleich einen der größten Trainer aller Zeiten ins Boot holte. José Mourinho ist offizieller Botschafter des Unternehmens für die Europameisterschaft und wird laut Angaben des Unternehmens allein dafür verantwortlich sein, welche Spieler im Heft auftauchen. In einem dazu veröffentlichen Video erklärte „The Special One“ in gewohnter Bescheidenheit: „Warum sollte ich nur Trainer eines Nationalteams sein, wenn ich Trainer aller Teams bei der Euro2024 sein kann?“ Im Clip ist bereits das Heft zu sehen, erste Produkte sollen auch im Sommer auf den Markt kommen.

Wie sich die Situation auf die FIFA-Weltmeisterschaften der Zukunft auswirkt, ist noch völlig offen, da Topps bisher nur die Lizenzrechte der UEFA erworben hat. Panini selbst wollte auf Anfrage keine Auskunft geben. Für das Turnier in Katar dürfen sich Nostalgiker noch auf ein „echtes“ Panini-Album freuen, ab Herbst sollte der Verkauf starten. Ob es sich danach für Panini ausgeklebt hat, steht in jenen Sternen, die auch auf dem Wappen-Sticker der deutschen Nationalmannschaft zu sehen sind, bei der EM-Ausgabe des Vorjahres übrigens an Stelle 604. Ob Panini oder Topps - die Großeinkäufe, Tauschbörsen und Diskussionen, wie sehr der Preis der Packerln in der Vergangenheit nicht gestiegen sei, bleiben wohl noch länger erhalten.