Kurz nach dem Lösen des WM-Tickets auf den letzten Drücker schien Cristiano Ronaldo damit zu hadern, keinen Treffer beigesteuert zu haben. Portugals Superstar klatschte nach dem 2:0-Sieg im Play-off-Finale gegen Nordmazedonien seine Mitspieler ab, dann bewegte er sich alleine über den Rasen in Porto. Vielleicht sinnierte Ronaldo auch schon über das Winter-Turnier in Katar, wo er die finale Chance bekommt auf den letzten großen Titel, der ihm noch fehlt.
Neben Ronaldo wird Robert Lewandowski als weiterer Stürmerstar bei der WM in Katar vertreten sein. Auch dank des Elfmeter-Treffers des FC-Bayern-Angreifers setzten sich die Polen in ihrem Play-off-Finale mit 2:0 gegen Schweden durch. "Es war einer der, wenn nicht der schwierigste Elfmeter in meinem Leben", erklärte Lewandowski nach der souveränen Ausführung erleichtert. "Die Last in diesen Sekunden, bevor ich zum Ball ging ..."
Auch weil Lewandowski die Nerven behielt, muss mit Zlatan Ibrahimovic eine weitere schillernde Figur des Weltfußballs zuschauen. Der Altstar (40) konnte die Niederlage als Einwechselspieler im Finish nicht mehr verhindern. Und meinte im Anschluss gar nicht Zlatan-like: "Das Wichtigste ist, was mit Schweden passiert, nicht, was mit mir persönlich passiert. Ich bin ein Puzzleteil von vielen Puzzleteilen." Coach Janne Andersson betonte: "Ich wäre dumm, wenn ich ihn nicht irgendwie einbinden würde."
Ronaldo und die Portugiesen peilen unterdessen bereits Großes an. "Wir sind bei der WM in Katar, wir sind da, wo wir hingehören", postete der nimmermüde Ronaldo nach dem Erreichen seiner fünften WM-Endrunde auf Instagram.
"Portugal ist immer einer der Titel-Kandidaten. Wir haben eine Mannschaft mit großer Qualität", sagte Langzeit-Teamchef Fernando Santos. "Wir haben bereits die Europameisterschaft gewonnen und die Nations League. Und jetzt haben wir einen weiteren Traum", so der seit 2014 amtierende Trainer.
Beim lockeren 2:0 gegen Nordmazedonien erzielte Manchester-United-Star Bruno Fernandes beide Treffer (32./65.). Während der Matchwinner erst 27 Jahre alt ist, zählt Ronaldo wenige Wochen nach der Winter-WM 38 Lenze. Das Turnier in Katar ist seine letzte Chance auf den WM-Titel. "Nur ich werde über meine Zukunft entscheiden, niemand sonst", hatte er einen Tag vor der Partie noch seine Nationalmannschafts-Zukunft umrissen. Doch dass Ronaldo 2026 in Kanada, Mexiko und den USA noch dabei ist, gilt gerade beim Offensivpotenzial im Land des Europameisters 2016 als ausgeschlossen.
Dramatik pur in Afrika
Mitunter dramatisch ging es auf dem afrikanischen Kontinent zu. Ghana, Marokko, Tunesien, Kamerun (in letzter Sekunde) und der Senegal setzten sich in den Play-off-Rückspielen ihres Kontinents durch und vertreten ihre Farben in Katar. In der Neuauflage des diesjährigen Afrika-Cup-Endspiels gewann Senegal erst in einem dramatischen Elfmeterschießen gegen Ägypten. Das Duell der Liverpool-Stars ging an Sadio Mane, der vor 50.000 frenetischen Fans in Dakar den entscheidenden Elfmeter verwandelte. Mohamed Salah hatte, von zig Laserpointern im Gesicht begleitet, als erster Schütze Ägyptens weit über das Tor geschossen.
Ägyptens Verband erhob danach Anschuldigungen gegen die Fans des Gegners. Auf den Tribünen seien Schmähplakate insbesondere gegen Salah zu sehen gewesen, das Team sei zudem beim Aufwärmen durch Würfe von Steinen und Flaschen "terrorisiert" worden. Auf Instagram veröffentlichte der Verband Fotos von beschädigten und zerstörten Scheiben der Mannschaftsbusse. Diesen Angaben zufolge gab es auch Verletzte.
Heftig ging es auch im Stadion in der nigerianischen Hauptstadt Abuja zu, wo das Scheitern der Heimmannschaft gegen Ghana gewalttätige Ausschreitungen zur Folge hatte. Die Randalierer warfen Gegenstände auf das Spielfeld, zerstörten Sitzbänke und zerrissen Tornetze sowie Werbebanner. Die Sicherheitskräfte versuchten, die Lage mit Tränengas unter Kontrolle zu bringen. Der als Dopingbeauftragte im Einsatz gewesene Arzt Joseph Kabungo aus Sambia starb. Die Todesursache Kabungos war zunächst unklar, die FIFA und der Afrika-Verband ermittelten.
Iran fürchtet um Ausschluss für die WM
In Asien stehen neben Katar als Gastgeber Südkorea, Japan, Saudi-Arabien und Iran als Teilnehmer fest. Der Iran allerdings befürchtet den Ausschluss für die WM in Katar, nachdem Frauen der Zutritt zum WM-Qualifikationsspiel gegen den Libanon verweigert worden ist.
Wenngleich die Chancen gering sind, dürfen auch die Vereinigten Arabischen Emirate auf die zweite WM-Teilnahme nach 1990 noch hoffen. Das Team aus dem Wüstenstaat bestreitet am 7. Juni ein Play-off-Spiel zwischen Gruppendritten gegen Australien. Der Gewinner muss sich dann noch gegen Peru, den Fünften aus Südamerika durchsetzen, um ein Ticket für Katar zu ergattern. 27 von 32 Teilnehmern stehen mittlerweile fest.
Die Peruaner erfüllten gegen Paraguay die Pflicht, während Chile die WM nach einem 0:2 gegen das bereits qualifizierte Uruguay endgültig abschreiben musste. Der uruguayische Superstar Luis Suarez übertrumpfte mit dem Fallrückzieher-Tor zum 1:0 auch Lionel Messi und schrieb eine scheinbare Randnotiz, die in Südamerika aber begeistert kommentiert wurde. "El Pistolero" hat nun 29 Tore (in 62 Spielen) auf dem Weg zu WM-Endrunden und damit eines mehr als der Argentinier für sein Land erzielt.