Frankreich ist Spanien ins Finale der Fußball-Nations-League gefolgt. Der Weltmeister setzte sich am Donnerstagabend im zweiten Semifinale gegen den Weltranglistenersten Belgien nach toller Aufholjagd und 0:2-Pausenrückstand noch 3:2 durch. Karim Benzema (62.) und Aktivposten Kylian Mbappe (69./Elfmeter) leiteten die Wende ein, die Theo Hernandez in der 90. Minute perfekt machte. Die Spanier hatten sich am Mittwoch in Mailand gegen Italien mit 2:1 durchgesetzt.
Das Endspiel geht am Sonntag (20.45 Uhr/live ORF eins) über die Bühne. Die Belgier müssen weiter auf ihren ersten Titel seit dem Olympiasieg 1920 warten und messen sich ebenfalls am Sonntag im Spiel um Platz drei mit den Italienern. Der Finaleinzug wurde trotz zweier Treffer von Yannick Carrasco (37.) und Romelu Lukaku (40.) in der Juventus-Heimstätte in Turin verpasst. Frankreich wurde für eine deutliche Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte belohnt.
"Ergebnis zeigt Charakter des Teams"
"Wir waren in der ersten Hälfte ein bisschen unglücklich. Sie hatten eine gute Phase 20 Minuten lang, danach waren wir nicht in Gefahr und hatten viele Chancen. Das Ergebnis zeigt den Charakter des Teams. Wir waren hier um das Finale zu spielen und das ist uns gelungen", sagte Frankreich-Teamchef Didier Deschamps. Er sorgte dafür, dass mit Lucas (Bayern München/Innenverteidiger) und Theo Hernandez (AC Milan/Linksverteidiger) erstmals seit 1974 wieder einmal ein Brüderpaar in der Startformation von "Les Bleus" standen. Die Beiden traten in die Fußstapfen von Herve und Patrick Revelli, die im März 1974 gegen Rumänien gemeinsam im Einsatz waren.
Beinahe hätten sie auf dem Platz einen kapitalen Fehlstart miterlebt, Frankreich-Goalie Hugo Lloris wehrte einen Schuss von Kevin de Bruyne aus sechs Metern aber mit einer Glanzparade in den Corner ab (3.). Die Franzosen hielten das Geschehen in der Folge zwar völlig offen, konnten sich aber keine hundertprozentige Torchance in der ersten Hälfte herausarbeiten. Ganz anders die Belgier, die noch vor dem Seitenwechsel doppelt vorlegten.
Von De Bruyne bedient zog Carrasco im Strafraum nach innen und überraschte Lloris mit einem von Jules Kounde noch ganz leicht abgefälschten Abschluss ins kurze Eck. Drei Minuten später traf Lukaku aus spitzem Winkel hoch und wuchtig ins kurze Eck. De Bruyne hatte mit einem Lochpass neuerlich die Vorarbeit geleistet, Lukaku in der Folge Lucas Hernandez im Laufduell stehen lassen.
Nach Wiederbeginn war die "Equipe Tricolore" gefordert, noch deutlich mehr für die Offensive zu machen und wurde dafür auch belohnt. Nach Zuspiel des starken Mbappe brachte Antoine Griezmann den Ball aus kurzer Distanz zwar nicht im Tor unter (58.). Der Anschlusstreffer war aber nur aufgeschoben. Nach einer sehenswerten Vorarbeit von Mbappe konnte Benzema im Strafraum von vier Gegenspielern nicht am Schuss gehindert werden und traf aus der Drehung ins Eck.
Entscheidender Elfmeter
Ein Elfmeter brachte die Franzosen endgültig zurück. Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert konnte nach Videostudium eines Fouls von Youri Tielemans an Griezmann nicht anders, als Strafstoß zu geben, den Mbappe sicher verwandelte. Es war der Auftakt einer packenden Schlussphase. De Bruyne scheiterte an Lloris (73.), Frankreich ließ eine Doppelchancen durch Benjamin Pavard und Aurelien Tchouameni (77.) ungenutzt. In Minute 86 vergab Mbappe einen Matchball (86.), auf der anderen Seite wurde ein Treffer von Lukaku wegen leichtem Abseits zurecht nicht anerkannt (87.).
Bitteres Ende für Belgien
Für die Belgier kam es noch bitterer. Bei einem Freistoß von Paul Pogba rettete zwar noch das Lattenkreuz (90.), kurz danach traf Hernandez aber von knapp innerhalb des Strafraums ins lange Eck. Sein erster Länderspieltreffer war also ein ganz wertvoller. Die bei der EM im vergangenen Sommer bereits im Achtelfinale gescheiterten Franzosen haben damit weiter die Chance, die Nachfolge von 2019-Champion Portugal anzutreten.