Deutschlands Bundestrainer Joachim Löw sieht die Botschaft seiner Spieler in Richtung des nächsten WM-Gastgebers Katar als "ein sehr, sehr gutes und ein wichtiges Zeichen". Die deutschen Nationalspieler hatten sich zum Mannschaftsfoto vor dem 3:0-Sieg in der WM-Qualifikation gegen Island in Duisburg mit schwarzen Shirts und der Aufschrift "Human Rights" (Menschenrechte) präsentiert. Eine ähnliche Aktion hatte am Vortag auch Norwegens Team gestartet.
Die Deutschen zielten auch auf die Arbeitsbedingungen in Katar ab. Der WM-Gastgeber steht international immer wieder wegen der Ausbeutung von Gastarbeitern in der Kritik. "Wir haben da eine große Reichweite. Die können wir wunderbar nutzen, um ein Zeichen zu setzen für Werte, für die wir stehen wollen", betonte Leon Goretzka vom FC Bayern München im RTL.
"Es sollte einfach auch mal ein erstes Zeichen von der Mannschaft sein, dass wir für alle Menschenrechte, egal wo auf der Welt, einstehen, dass das unsere Werte sind", sagte der nach der Europameisterschaft im Sommer scheidende Teamchef Löw. Der deutsche Verband muss nach der Aktion keine Sanktionen des Weltverbands FIFA befürchten. "Die FIFA glaubt an die Meinungsfreiheit und an die Kraft des Fußballs, den positiven Wandel voranzutreiben", teilte der Weltverband am Freitag mit. Es werde - wie auch bei einem Protest von Norwegens Nationalspielern am Vortag - kein disziplinarisches Verfahren eingeleitet.
Für Samstag kündigten auch die Niederländer an, gegen Lettland in Amsterdam ein Zeichen setzen zu wollen. Dies gab Verteidiger Matthijs de Ligt bekannt. Der Profi von Juventus Turin ging auf keine Details ein. Über eine solche Aktion sei aber unabhängig der jüngsten Berichte über die Lage der Arbeiter in Katar schon länger innerhalb der Mannschaft gesprochen worden. "Am Ende haben wir alle die Entscheidung getroffen, jeder hat sie unterstützt", berichtete De Ligt. Beim Heimspiel der Niederländer sind 5.000 Fans im Stadion zugelassen.
Am Donnerstag hatte sich bereits vor dem Deutschland-Spiel ein Sprecher der WM-Organisatoren aus Katar gemeldet. "Wir waren immer transparent, was die Gesundheit und Sicherheit der an den WM-Projekten beteiligten Arbeiter anbelangt", meinte er. Seit Beginn der Konstruktionen 2014 habe es drei mit den Arbeiten in Zusammenhang stehenden Todesfälle gegeben. 35 Tote gab es demnach aus nicht arbeitsbezogenen Fällen. Nach Recherchen des "Guardian" sind in den vergangenen zehn Jahren mehr als 6.500 Gastarbeiter aus fünf asiatischen Ländern in Katar gestorben.