An Brisanz fehlt es dem Viertelfinale im DFB-Pokal zwischen Dortmund und Mönchengladbach ohnehin nicht. Beide Teams zeigten in der jüngeren Vergangenheit in der Liga auf, vertreten Deutschland diese Saison in der Champions League und können (normalerweise) auf zahlreichen Rückhalt ihrer Fans bauen. Ein einziger Name stellt das Duell am Dienstag (20.45 Uhr, Servus TV) aber auf eine ganz andere Ebene: Marco Rose. Der ehemalige Salzburg-Trainer wechselt bekanntermaßen im Sommer von der Borussia aus Mönchengladbach zu jener nach Dortmund - und das nicht ohne Kritik.

Der Anhang seines aktuellen Teams reagierte sichtlich verärgert über den anstehenden Wechsel zum Konkurrenten. Auf einem Plakat vor dem Stadion wurde Rose als "charakterloses Schwein" betitelt - inklusive der Forderung einer sofortigen Trennung. Dieser kam man bisher nicht nach, auch wenn die sportlichen Leistungen seit dieser Meldung nicht für Rose sprechen - sehr wohl aber für seinen zukünftigen Arbeitgeber. Gladbach holte seither keinen einzigen Punkt in der Liga und steht nach dem 0:2 gegen Manchester City auch in der Königsklasse mit dem Rücken zu Wand. Ganz im Gegenteil zum BVB, der seit Bekanntwerden des Transfers in Liga und Champions League nur mehr Siege einfuhr. Ein verfrühter Trainereffekt sozusagen.

Heikle Ausgangslage

In der Tabelle sieht es für beide Mannschaften derzeit aber nicht ideal aus. Während Mönchengladbach auf die als Saisonziel ausgegebenen Champions-League Plätze bereits neun Punkte fehlen, rangiert Dortmund dank der jüngsten Erfolge zwar deutlich besser auf Platz fünf - die Königsklasse ist aber auch beim BVB noch lange nicht fixiert. Der kürzeste Weg dorthin führt auch in Deutschland über den Pokal, das wissen auch die beiden Klubs. Nach dem Ausscheiden des übermächtigen FC Bayern ist es außerdem die wohl einfachste Chance auf einen Titel in den vergangenen Jahren.

Für Marco Rose ist es mit Hinblick auf seine persönliche Zukunft ebenfalls ein richtungsweisendes Spiel. Verliert der 44-Jährige mit seiner aktuellen Borussia, rückt das internationale Geschäft in weite Ferne. Sportdirektor Max Eberl bekräftigte zwar immer wieder, den Coach bis zum Sommer zu halten. Bei einer Niederlage könnte es möglicherweise trotzdem die letzte Partie von Rose in Gladbach sein.

Doch auch ein Erfolg gegen seinen zukünftigen Arbeitgeber birgt für den Deutschen ein gewisses Risiko. Schmeißen seine Fohlen den BVB aus dem Bewerb, muss sich der Trainer in der kommenden Saison vielleicht mit der Europa League begnügen. Rose selbst kann diese Situation aber anscheinend sehr gut ausblenden. "Die Konstellation bereitet mir überhaupt keine Schwierigkeiten. Ich bin Trainer von Borussia Mönchengladbach und habe Ziele mit dem Verein", sagte er vor der Partie und sprach von einer "immensen Wichtigkeit" dieses Duells. Erhöhten Druck mache er sich trotzdem nicht: "Ich empfinde den gleichen Druck, den ich immer empfinde. Es geht in keinster Form um Marco Rose, es geht um die Mannschaft, um Ziele und Borussia Mönchengladbach."

Zweitem Viertelfinale droht Absage

Das zweite Viertelfinale am Dienstag zwischen Jahn Regensburg und Werder Bremen drohte abgesagt zu werden. Beim Fußball-Zweitligisten sind weitere Corona-Fälle aufgetreten. Geschäftsführer Christian Keller rechnete am Montag mit einer Verlegung der Partie. Vom Gesundheitsamt in Regensburg und dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) gab es zunächst keine offizielle Mitteilung dazu. Bereits am Freitag war Regensburgs Trainer Mersad Selimbegovic positiv auf das Coronavirus getestet worden.