Er hat Großes erwirkt, aber sein eigenes Leben ist auf der Strecke geblieben. Ein Hans-im-Glück wird Jean-Marc Bosman nicht mehr werden. Der belgische Ex-Fußballprofi, dessen erfolgreiche Klage vor dem Europäischen Gerichtshof einen weltweiten Umsturz zur Folge hatte, kam selbst nie mehr wirklich auf die Beine.

Mit der Revolte im Sport Nummer eins begann der Absturz des Klägers. Würde Bosman von den seither auf der Weltbühne abgewickelten Transfers eine Provision im Promillebereich kassieren, er würde erschlagen werden vom Gewicht der Milliarden. Stattdessen begann der individuelle Kampf mit den Promillen.

Er verfiel dem Alkohol, nachdem er seine damalige Abfindung und diverse andere Zuwendungen - darunter eine FIFA-Zahlung (300.000 Franken) - in Höhe von insgesamt rund einer Million Euro verjubelt hatte. Scheidungen, Selbstmordgedanken waren die Folge. "Es war die Hölle", sagte er. Das erträumte Leben im Luxus war nur von kurzer Dauer. Er kaufte unter anderem zwei Häuser, um später unter anderem wegen Steuernachforderungen vom Schuldenberg ins Jammertal zu fallen.

Das Klagen, aber diesmal in einem ganz anderen Wortsinn, fand kein Ende. "Alle profitieren von mir, von meinem Kampf", erzählte Bosman 2011 dem deutschen "Spiegel". Er selbst habe nichts davon. "Als hätte ich jemandem die richtigen Lottozahlen verraten, aber dann werde ich nicht am Gewinn beteiligt."

1964 nahe Lüttich geboren, startet Bosman seine Fußballer-Karriere bei Standard Lüttich, kommt später zum Stadtrivalen FC. 1990 läuft dort der Vertrag des damals 26-Jährigen aus. Der Klub ist zu einer Vertragsverlängerung bereit, will aber weniger zahlen. Bosman verweigert und begehrt einen Transfer zum französischen Zweitligisten Dünkirchen wechseln. Die vom FC Lüttich geforderte Ablösesumme in Höhe von 600.000 Euro war für Dünkirchen unleistbar, Bosman begann zu klagen. Und der Ball kam ins Rollen. Nach dem Triumph wurde der Mensch Jean-Marc Bosman von den Vereinen wie ein Aussätziger behandelt.

2015 wurde ihm die Sozialhilfe gestrichen, immerhin blieb Bosman noch die monatliche Zuwendung der Spielergewerkschaft, rund 2000 Euro.