Die Spanier führten die Deutschen zum Abschluss der Nations-League-Gruppenphase in Sevilla mit 6:0 (3:0) vor und schnappten sich den Gruppensieg sowie das Ticket zum Finalturnier. Mann des Spiels war Ferran Torres mit drei Toren (33., 55., 72.). Für Deutschland war es die höchste Länderspiel-Niederlage seit einem 0:6 gegen Österreich im Jahr 1931.
Die Kritik am deutschen Teamchef Joachim Löw dürfte durch den völlig verpatzten Jahresabschluss nicht weniger werden. Der Weltmeister von 2014 wirkte vor leeren Rängen in Sevilla völlig überfordert. "Das war ein rabenschwarzer Tag. Nichts funktionierte, weder in der Defensive noch in der Offensive", erklärte Löw nach der natürlich auch höchsten Niederlage seiner Amtszeit. "Wir sind heute klar zurückgeworfen worden. In jeglicher Beziehung war es schlecht." Der 60-Jährige vermisste Körpersprache, Körperspannung, Zweikampfverhalten. "Keine Organisation, keine Kommunikation. Das war tödlich."
Löw sprach von einer großen Enttäuschung. "Wir haben gesagt, dass wir den Spielern das Vertrauen schenken wollen. Wir waren auf einem guten Weg. Aber wir sind noch nicht soweit, wie wir geglaubt, gehofft haben." Man müsse nun "die richtigen Schlüsse ziehen", meinte Löw. "Es ist unsere Aufgabe und Pflicht, das alles zu hinterfragen."
Auf eine ruhige Winterpause dürfte sich der deutsche Bundestrainer nicht einstellen können. "Die bitterste Niederlage war es nicht, aber eine der klarsten", sagte Mittelfeldstar Toni Kroos. "Wir haben überhaupt keinen Zugriff bekommen. Spanien hat uns alles vorgemacht, mit Ball und ohne Ball." In Richtung EM im kommenden Jahr habe man "einiges zu tun". Rückendeckung erhielt Löw von DFB-Direktor Oliver Bierhoff. "Das Vertrauen ist da, daran ändert auch dieses Spiel nichts", sagte der Ex-Nationalstürmer.
Bastian Schweinsteiger, ehemaliger Kapitän der DFB-Elf und mittlerweile für die ARD als Experte tätig, entfachte hingegen eine Debatte neu, die weder Löw noch Bierhoff schmecken dürfte. Der ehemalige Weltmeister und langjähriger Bayern-Profi sprach sich für eine Wiedereinberufung seiner ehemaligen Teamkollegen Thomas Müller und Jerome Boateng aus, die von Löw ausgemustert wurden.
Die internationale Presse konnte das Debakel nur schwer in Worte fassen. Die italienische „Repubblica“ etwa schrieb: „In Sevilla demütigen die 'roten Furien' die Männer Joachim Löws und schnappen sich das Ticket für das Halbfinale." Der serbische Blic sah die "Fußballwelt im totalen Schock" und selbst in den USA war die Pleite Thema. ESPN war der Ansicht, die Deutschen hätten noch höher verlieren können, "wäre Spanien vor dem Tor nicht so verschwenderisch mit klaren Chancen umgegangen.“