Die FIFA muss aufgrund der Coronavirus-Pandemie finanzielle Einbußen hinnehmen. Für 2020 rechnet der Weltverband mit einem Verlust vor Steuern von 794 Millionen Dollar (673,05 Mio. Euro), wie aus dem Finanzbericht hervorgeht, der am Freitag am 70. FIFA-Kongress abgesegnet wurde.

Budgetiert war ein Minus von 624 Mio. Dollar (528,95 Mio. Euro). Die Einnahmen gehen unter anderem aufgrund von Änderungen am internationalen Spielkalender um mehr als 200 Mio. Dollar (169,54 Mio. Euro) zurück.

Mittelfristig bleibt die FIFA bei ihrer Finanzprognose. Für den WM-Zyklus 2019 bis 2022 wird weiterhin mit einem Gewinn von 100 Mio. Dollar gerechnet. Die meisten Einnahmen generiert die FIFA jeweils in den Jahren einer Männer-Weltmeisterschaft. Für die WM 2022 in Katar wird ein Gewinn von 1,692 Milliarden budgetiert.

1,5 Millionen Dollar Darlehen

Die FIFA hatte zuletzt beschlossen, den nationalen Verbänden zur Bewältigung der Folgen der Coronavirus-Pandemie insgesamt 1,5 Milliarden Dollar an Zahlungen und Darlehen zur Verfügung zu stellen. Die Gelder sollen bis Jänner 2021 an die Mitgliedsverbände fließen, jeweils 500.000 Dollar davon sind zweckgebunden für den Frauenfußball.

"In der neuen FIFA verschwindet kein Geld mehr", sagte Präsident Gianni Infantino. "Das Geld geht dahin, wohin es soll, um dem Fußball zu helfen." Alles sei "voll transparent", so Infantino. Der Hilfsfonds werde "nicht alle Probleme lösen, aber er hilft".

"Opfer ihrer eigenen Pläne"

Der Walliser wehrte sich beim erstmals online durchgeführten Kongress einmal mehr gegen die gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Schweizer Behörden. "Wir werden sehen, dass diejenigen, die diese Verschwörungstheorien aufgebracht haben und damit Schaden verursachen wollen, Opfer ihrer eigenen Pläne werden", sagte Infantino.

Der außerordentliche Staatsanwalt des Bundes, Stefan Keller, hatte Anfang August in der Schweiz ein Strafverfahren gegen Infantino und den damaligen Bundesanwalt Michael Lauber aufgrund von früherer Treffen der beiden eröffnet. Der Vorwurf an Infantino lautete unter anderem Anstiftung zum Amtsmissbrauch.

"Überall sind die Menschen von der neuen FIFA überzeugt", sagte Infantino am Freitag. "Ich sollte besser sagen: fast überall." Zum Zeitpunkt der Treffen mit Lauber steckte die FIFA in der Aufarbeitung der Ära von Infantinos Vorgänger Sepp Blatter. Allerdings gab es auch Vorwürfe gegen Infantino aus seiner Zeit als UEFA-Generalsekretär, die die Schweizer Justiz beschäftigen.

Infantino rechtfertigt sich

Die Treffen seien arrangiert worden, um zu zeigen, "dass die neue FIFA Meilen, Welten entfernt ist von der alten FIFA", so Infantino. Der Weltverband sei in der Vergangenheit "Opfer von korrupten Offiziellen geworden, darunter leidet die FIFA immer noch". Noch im Jahr 2015, als eine Verhaftungswelle im Zürcher Hotel Baur au Lac den Weltverband erschüttert hatte, sei die FIFA "toxisch" gewesen. Es sei deshalb seine Pflicht gewesen, sich mit dem Schweizer Bundesanwalt zu treffen, sagte Infantino.

Angesichts des durch die Corona-Pandemie maßgeblich beeinflussten Terminkalenders der WM-Qualifikation zeigte sich Infantino wiederum "besorgt". Das sei ein "reales Problem", sagte er. "Vor allem, wenn die Pandemie nicht schwächer wird." Der Fußball müsse sich nach den Gesundheitsbehörden richten.

Qualifikationen verschoben

Die FIFA hatte zuletzt die WM-Qualifikation in Nord- und Mittelamerika sowie der Karibik in den März 2021 verschoben. Der Auftakt war eigentlich für Oktober oder November 2020 geplant. Auch in Asien wird die Qualifikation erst im Jahr 2021 fortgesetzt. Die Ausscheidungsspiele in Europa sind ebenfalls ab März 2021 geplant.

Durch die Verschiebung der EM-Endrunde in den Sommer 2021 stehen in Europa für die fünf Fünfer- und fünf Sechsergruppen nur vier Spieltage bis November 2021 zur Verfügung. Daher könnte es wie in diesem Herbst wieder drei Länderspiele pro Abstellungszeitraum geben. Infantino kündigte an, dieses Modell auch für andere Konföderationen prüfen zu wollen.