Das Schweizer Bundesstrafgericht in Bellinzona hat den Beginn des Prozesses gegen die früheren deutschen Fußball-Funktionäre Wolfgang Niersbach, Horst R. Schmidt und Theo Zwanziger sowie den Schweizer Ex-FIFA-Generalsekretär Urs Linsi auf Mittwoch verschoben. Die Deutschen erschienen am Montag nicht zur Verhandlung. Der Prozess findet Coronavirus-bedingt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
Ex-DFB-Präsident Zwanziger, Ex-DFB-Generalsekretär Schmidt und Linsi müssen sich wegen Betrugs verantworten. Ex-DFB-Präsident Niersbach ist wegen Beihilfe zum Betrug angeklagt. Die DFB-Funktionäre waren im OK-Präsidium der WM 2006 in Deutschland. Sie sollen ein von Franz Beckenbauer privat aufgenommenes Darlehen beim damaligen adidas-Vorstandsvorsitzenden Robert Louis-Dreyfus mit DFB-Geldern über ein FIFA-Konto beglichen haben.
Mit der aufgenommenen Summe von 10 Millionen Franken (9,38 Mio. Euro) wurde Mohammed Bin Hammam, damals Mitglied der FIFA-Finanzkommission, überzeugt, dass dem DFB für die Organisation der WM 2006 ein Zuschuss von 250 Millionen Franken (234,46 Mio. Euro) gewährt wird.
Beckenbauer wollte das Darlehen und die aufgelaufenen Zinsen nicht aus der eigenen Tasche bezahlen. Um die notwendige Einwilligung der Präsidialkommission für die umgerechnet 6,7 Millionen Euro zu erhalten, kaschierte das OK-Präsidium die Zahlung.
Zwanziger und Schmidt gaben vor, das Geld werde aus dem Kulturbudget der WM genommen und der FIFA für die Organisation einer Fußball-Gala bezahlt. Niersbach war über den Plan informiert.
Obwohl Beckenbauer das Darlehen aufgenommen hatte, ist er bisher nicht angeklagt worden. Dieses Verfahren wurde aufgrund seines gesundheitlichen Zustands abgespalten. Dennoch ist Beckenbauer für Freitag als Auskunftsperson vorgeladen.