Die Spieler der "Three Lions" bekräftigten nach dem 5:1 in Podgorica, von Teilen des Publikums beleidigt worden zu sein. Affenlaute seien zu hören gewesen, berichtete Callum Hudson-Odoi. Opfer der Schmähungen waren auch Danny Rose und Raheem Sterling.
Letzter präsentierte sich in Hochform und jubelte nach seinem Treffer zum Endstand vielsagend mit den Händen an den Ohren in Richtung der Heimfans. "Der beste Weg die Hater verstummen zu lassen (und ja, ich meine Rassisten)", schrieb der Offensivmann von Manchester City nach dem Spiel auf Instagram. Er sprach außerdem von "Idioten", die einen großartigen Abend zunichtegemacht hätten und sprach sich für eine "richtige Strafe" aus. Englands Fußballverband hat sich wegen der Vorfälle bei der UEFA beschwert, diese hat bereits eine Untersuchung eingeleitet. Wie die UEFA am Dienstag bekannt gab, wird der Fall am 16. Mai in der Disziplinarkammer behandelt. In den Anklagepunkten gegen den montenegrinischen Verband stehen neben dem rassistischen Verhalten seiner Fans auch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern und andere Verfehlungen der Zuschauer.
"Wir werden es melden, ich weiß, was ich gehört habe: Danny Rose wurde beleidigt, als er am Ende des Spiels verwarnt wurde", sagte Teamchef Gareth Southgate. Aus seiner Sicht gebe es keine Zweifel. "Das ist nicht zu akzeptieren", betonte Southgate. Montenegros Teamchef Ljubisa Tumbakovic erklärte, keine diesbezüglichen Fangesänge vernommen zu haben. Erneut darauf angesprochen meinte Tumbakovic, dass er keinen Grund sehe, weiter darüber zu reden.
Die Debatte rückte die starke Leistung der Engländer in den Hintergrund. Der EM-Halbfinalist ließ sich auch durch einen Rückstand nicht aus dem Konzept bringen und feierte nach dem 5:0 gegen Tschechien den zweiten klaren Erfolg binnen vier Tagen. Nach Montenegros 1:0 durch Marko Vesovic (18.) drehten Tore von Michael Keane (30.) und Ross Barkley (39.) die Partie noch vor der Pause. In der zweiten Hälfte wollten die Montenegriner zurückschlagen, Barkleys 3:1 (59.) beseitigte aber alle Zweifel am Sieger. Harry Kane (71.) und Sterling (81.) sorgten für den Endstand.
England ist nun 32 Spiele in EM- und WM-Qualifikationsspielen ungeschlagen. Southgate setzte wieder auf junge Kräfte und verhalf dem 18-jährigen Chelsea-Profi Hudson-Odoi und dem 20-jährigen Declan Rice von West Ham zu ihren Startelf-Debüts. Hudson-Odoi erklärte, vor dem Spiel von Sterling gewarnt worden zu sein. "Raheem hat mit mir gesprochen, hat gesagt, dass die Leute Dinge sagen werden, die du nicht hören willst", meinte der Teenager.
Southgate wurde gefragt, ob er daran gedacht habe, seine Spieler abtreten zu lassen. "Ich bin nicht zu hundert Prozent sicher, dass es das ist, was die Spieler wollen", sagte er dazu. "Aufgrund dessen, was wir in der Vergangenheit diskutiert haben, gibt es geteilte Meinungen. Sie wollen einfach Fußball spielen."
Deutlich gestaltete den zweiten Auftritt in der EM-Qualifikation auch Weltmeister Frankreich. Island verließ das Stade de France als 0:4-Verlierer. Samuel Umtiti (12.) brachte die Franzosen früh voran, das klare Ergebnis kam dann erst in der letzten halben Stunde dank Toren von Olivier Giroud (68.), Kylian Mbappe (78.) und Antoine Griezmann (84.) zustande. Der 32-jährige Giroud ist nach seinem 35. Treffer im französischen Teamtrikot nun die Nummer drei der französischen Torschützenliste hinter Thierry Henry (51.) und Michel Platini (41).
"Wir waren sehr effizient gegen einen sehr defensiv-orientierten Gegner. Das verschafft uns große Genugtuung", sagte Frankreichs Trainer Didier Deschamps. Der Weltmeister hatte zum Auftakt der EM-Qualifikation ein 4:1 gegen Moldau eingefahren. Am 8. Juni geht es für die "Bleus" auswärts gegen die nach zwei Spielen ebenfalls bei sechs Zählern haltende Auswahl der Türkei weiter.