Eine perfekte WM-Qualifikation lässt auch Deutschlands Fußballteamchef Joachim Löw nicht ganz kalt. "Das ist nicht selbstverständlich, dass sie das so zu Ende gebracht haben", betonte der 57-Jährige nach dem 5:1 gegen Aserbaidschan - dem zehnten Sieg im zehnten Spiel von Gruppe C. "Es ist cool. Es ist etwas für die Geschichtsbücher", resümierte Kapitän Thomas Müller.
Eine solche Bilanz hatte bisher nur Spanien in der Quali für die WM 2010 aufzuweisen, allerdings ist das Torverhältnis der Deutschen (43:4) klar besser als jenes der Iberer vor acht Jahren (28:5). "Zehn Siege in zehn Spielen und ein fantastisches Torverhältnis zeigen, dass die Spieler auch gegen kleinere Mannschaften, gegen kleine Nationen, die Konzentration und die Spannung immer hochgehalten haben", stellte Löw zufrieden fest.
Nicht ganz so glücklich war er hingegen mit der Leistung in der ersten Hälfte (1:1). Erst danach schoss die kräftig durchrotierte DFB-Elf mit Tempo, Konsequenz und Treffern von Doppeltorschütze Leon Goretzka, Sandro Wagner, Antonio Rüdiger und Emre Can doch noch einen standesgemäßen Sieg heraus. "Klar, in der ersten Halbzeit war zu sehen, dass wir in der Formation noch nie gespielt haben", erklärte Löw. "Man muss natürlich auch zugestehen, dass manche junge Spieler gewisse Stufen in der Entwicklung durchlaufen. Da funktioniert nicht alles so."
Seine Kicker entließ er mit seinem neuen Mantra in den Alltag des Vereinsfußballs: 2018 gehe es in Russland um etwas Historisches, betonte Löw, um etwas "Übermenschliches", um den zweiten WM-Titel am Stück. Und dafür verlangt er eine totale Hingabe. "Es gilt für jeden Einzelnen, sich in Topform zu bringen. Wenn du zwei Wochen vor der WM damit anfangen willst, wird das nicht gelingen." Nein, man müsse "das ganze Leben daran anpassen", stellte er fest.
Eines sei klar: "Bei einer Weltmeisterschaft kommen ganz andere Gegner auf uns zu." Deswegen testen die Deutschen im November und März unter anderem gegen Spanien, England und Brasilien. "Bis zur WM sind es noch sechs Spiele. Da will ich natürlich auch das eine oder andere testen. Einspielen kann man sich erst in der Vorbereitung, aber wir haben auch eine gute Basis", erklärte Löw.
Ursache im schottischen Erbgut
Schottisches Wehklagen war hingegen aus Ljubljana zu vernehmen. Mit dem 2:2 in Slowenien platzte der Traum von der Play-off - das bessere Torverhältnis entschied schließlich zugunsten der in Gruppe F punktegleichen Slowaken, die Malta 3:0 besiegten. Wieder ist es nichts mit der ersten WM- oder EM-Endrunde seit 1998. Trainer Gordon Strachan, dessen Team zur Pause noch 1:0 geführt hatte, verortete die Ursachen auch im schottischen Erbgut.
"Genetisch sind wir hinten", meinte der 60-Jährige im Hinblick auf die relativ geringe Körpergröße seiner Kicker. "Wir müssen um jeden Ball härter kämpfen und höher springen." Fix waren am Sonntagabend aber auch die Slowaken noch nicht in der Play-off. Sie mussten hoffen, unter die acht besten der neun Gruppenzweiten zu kommen.