Spanien jubelt, Italien indes zittert. Nach dem einseitigen Duell der südeuropäischen Fußball-Großmächte droht die Squadra Azzurra erstmals seit 1958 einer WM-Endrunde fernzubleiben. Nach dem 0:3 in Madrid am Samstagabend hagelte es Kritik. "Und nun kommt der Play-off-Albtraum", titelte die "Gazzetta dello Sport". "Was für eine Blamage!", schrieb "Tuttosport".

Schon vor den letzten drei Gruppenspielen in der Qualifikation haben die Tifosi die Hoffnungen auf das Direkt-Ticket aufgegeben, zu ernüchternd war die Niederlage im Bernabeu-Stadion. "Wir sind menschlich, die Spanier sind es weniger", erklärte Trainer Gian Piero Ventura auf eher seltsame Weise die wohl entscheidende Niederlage. Platz eins in Gruppe G scheint bei nun drei Punkten Vorsprung an Spanien vergeben. Die Iberer können sich dank der deutlich besseren Tordifferenz in den Partien in Liechtenstein und Israel sowie daheim gegen Albanien sogar eine Niederlage leisten.

Für die zuvor in 56 WM- und EM-Quali-Spielen in Serie ungeschlagen gebliebenen Italiener scheint daher Platz zwei das Maximum, damit wären zumindest die unliebsamen Play-offs erreicht. "Wir werden das Unmögliche tun, um zur WM zu fahren", beteuerte Spielmacher Lorenzo Insigne. Nach dem Auftritt von Madrid sind Zweifel jedoch berechtigt. Die Kritik hielt sich auch nicht an einem Idol zurück.

Kritik an der Legende

Torhüter-Veteran Gianluigi Buffon, der mit seinem 170. Länderspiel einen Europa-Rekord aufstellte, wurde als Schuldiger der Niederlage ausgemacht. Der 39-Jährige von Juventus Turin wurde in Fanforen unter anderem als "Pensionist" beschimpft. "Seine Reflexe sind nicht mehr die alten", schrieb die "Gazzetta". Während Spaniens Keeper David de Gea die wenigen Chancen der Gäste meisterlich vereitelte, wirkte Buffon bei den Gegentreffern durch den überragenden Isco (14., 40.) und Alvaro Morata (77.) überfordert.

Spanien hingegen feierte eine Futbol-Fiesta wie in besten Zeiten. Nach den Pleiten bei der WM 2014 und der EM 2016, bei der man im Achtelfinale an Italien gescheitert war, sehen viele wieder ein Team, das an die Triumphe bei der WM 2010 sowie bei den Europameisterschaften 2008 und 2012 anknüpfen kann. Seit 60 Partien ist "La Roja" nun in der WM-Qualifikation unbezwungen.

"Heute hat alles geklappt", sagte der als "Magier" umjubelte Isco. Der Profi von Real Madrid war in Ermangelung anderer formstarker Stürmer als "falsche Neun" aufgeboten worden. Die Party war perfekt, als Spaniens Rekordtorschütze David Villa im Finish der Partie für den Doppel-Torschützen eingewechselt wurde und nach gut drei Jahren Pause mit 35 sein Comeback gab. Die knapp 77.000 Fans feierten ihn stürmisch. "Nicht einmal im Traum hätte es so schön sein können", sagte der Stürmer von New York City FC.

Spaniens Trainer Julen Lopetegui, sonst mit Lob sehr zurückhaltend, räumte ein: "Perfektion existiert nicht. Aber heute waren wir nahe dran." Sein Gegenüber Ventura sah die Iberer haushoch überlegen: "Viele von Spaniens Spielern haben in drei Champions-League-Finali gespielt. Es gibt kaum jemanden in unserem Team auf diesem Level."