Das WM-Ticket liegt für Titelverteidiger Deutschland nach dem siebenten Sieg im siebenten Quali-Spiel bereit. Eitel Wonne war beim Fußball-Weltmeister nach dem glücklichen 2:1 (1:0) am Freitagabend in Tschechien dennoch nicht alles. Dazu trug nicht nur die phasenweise schwache Leistung in Prag, sondern auch das Verhalten von rund 200 Fans bei, die sich schwer danebenbenommen hatten.

Die Gruppe, die ihre Tickets laut Angaben des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nicht über den offiziellen Verkaufsweg bezogen hatte, sondern in einem direkt angrenzenden Block weilte, griff nicht nur den Verband und Torschütze Timo Werner von RB Leipzig an, sondern fiel auch mit rechten Parolen auf. Die siegreiche Mannschaft verweigerte daraufhin die sonst übliche Verabschiedung von den mitgereisten Fans.

"Wenn du Gesänge hörst mit nationalsozialistischem Hintergrund, braucht man sich nicht zu wundern, dass wir das nicht bejubeln", erklärte Bayer Leverkusens Offensivspieler Julian Brandt. Matchwinner Mats Hummels sah das ähnlich: "Das sind keine Fans, das sind Krawallmacher, Hooligans." Begonnen hatten die nicht nur für die Mannschaft erschütternden Szenen bereits bei einer Schweigeminute für tschechische Altinternationale vor dem Spiel.

Mitspieler gratulieren Mats Hummels zum Treffer. Mit den Fans wurde dann nicht gefeiert.
Mitspieler gratulieren Mats Hummels zum Treffer. Mit den Fans wurde dann nicht gefeiert. © APA/AFP/ROBERT MICHAEL

Hummels, der beste Akteur einer ansonsten nicht wirklich überragenden deutschen Mannschaft, tat der Verzicht auf den Gang in die Kurve für die echten Fans leid. "Es war so weit daneben, es stand nicht zur Diskussion, dass man noch hingeht", erklärte der Bayern-Innenverteidiger. Mit Blick auf das Heimspiel in Stuttgart gegen Norwegen äußerte er sich aber hoffnungsvoll: "Ich bin mir sehr sicher, dass es am Montag anders ausschaut."

Dann soll auch das deutsche Spiel wieder mehr fußballerischen Glanz ausstrahlen. "Es war unser Ziel, drei Punkte zu machen. Das haben wir erreicht. Aber man muss sagen, dass wir viel Glück und die offensive Kopfballqualität von Mats Hummels benötigt haben", meinte Teamchef Joachim Löw, dessen mutige Aufstellung mit zwei echten Stürmern und zwei Spielmachern nicht wirklich aufgegangen war.

Zu viele einfache Ballverluste durchkreuzten Löws ultra-offensiven Plan. Phasenweise bettelten die Deutschen fast um Gegentore. Das 1:1 durch Vladimir Darida (78.) blieb durch Hummels späten Kopfballtreffer (88.) letztlich ohne Folgen. "Da haben wir definitiv ein Quali-Spiel der schlechteren Sorte abgeliefert", sagte der Siegestorschütze.

Für das Norwegen-Spiel kündigte Löw "den einen oder anderen Wechsel" an. "In der Konstellation der Tabelle können wir auch mal andere sehen." Wenn Deutschland gegen Norwegen gewinnt und Verfolger Nordirland parallel zu Haus gegen Tschechien Punkte abgibt, hätte der Weltmeister sein WM-Ticket in Gruppe C schon nach acht von zehn Runden sicher.