Waren die Zugriffe der US-Behörden im FIFA-Skandal Anfang 2015 von längerer Hand geplant gewesen - womöglich sogar unterstützt von FIFA-internen Kreisen? Das legt ein Bericht des deutschen Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" nahe, der in seiner Ausgabe vom Samstag von einem "Komplott gegen Blatter" schreibt und feststellt: "Enge Vertraute hatten offenbar einen Deal mit der Justiz abgeschlossen."
Marco Villiger, heute noch Chef der FIFA-Rechtsabteilung, der damalige Generalsekretär Jerome Valcke sowie der ehemalige FIFA-Finanzchef Markus Kattner hätten im Jänner 2015 mit einer weltweit renommierten amerikanischen Anwaltskanzlei einen Vertrag abgeschlossen, wonach diese die Interessen der FIFA gegenüber dem US-Justizministerium verteidigen sollte. Der Vertrag wurde mehr als vier Monate, bevor die US-Fahnder in Zürich überhaupt zuschlugen, unterzeichnet.
Das nährt die Spekulation, wonach es tatsächlich ein internes Komplott gegen den damaligen FIFA-Präsidenten Sepp Blatter gegeben haben könnte. Denn gemäß dem "Spiegel" hätten "der Präsident, das Exekutivkomitee sowie die Audit- und Compliance-Kommission informiert sein sollen". Kattner gab gegenüber dem Nachrichtenmagazin an: "Warum das nicht geschehen ist, kann ich mir nicht erklären."
Eine Erklärung liefert im Artikel dafür Blatter. "Ich kann mir nichts Gescheiteres vorstellen, als dass man einen unbequemen Präsidenten loswerden wollte", wird der 81-jährige Walliser zitiert. "Villiger habe die Unterlagen zur Millionenzahlung an Platini, über die Blatter stürzte, an die Bundesanwaltschaft gegeben", fasst das Nachrichtenmagazin Blatters Gedanken in Worte. "Die Eröffnung des Strafverfahrens gegen mich war mit den Amerikanern abgekartet", so Blatter zum "Spiegel".
Gegenüber der Schweizer Nachrichtenagentur sda meinte Blatter, man könne "das Rad der Zeit nicht zurückdrehen". Er habe immer an ein Komplott geglaubt, "aber von außen initiiert. Doch offenbar wurde ich von den eigenen FIFA-Leuten, denen ich mein Vertrauen geschenkt hatte, hintergangen." Blatter ist überzeugt: "Wenn ich gewusst hätte, dass Gefahr von der US-Justizbehörde im Anzug ist, hätten wir uns vorbereiten und besser verteidigen können. Dann würden die FIFA und ich heute in einem anderen Licht dastehen."