Mehr als 28 Jahre nach der Katastrophe im Fußball-Stadion von Hillsborough mit fast 100 Toten hat die britische Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs Personen erhoben. Dabei handelt es sich um vier Polizisten, einen Juristen und den Ex-Geschäftsführer des Fußballvereins Sheffield Wednesday, der Besitzer des Stadions. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Warrington mit.
Der Einsatzleiter der Polizei wird demnach wegen fahrlässiger Tötung angeklagt. Seine Kollegen und der Anwalt, der für die Polizei arbeitete, sollen durch Manipulationen die Ermittlungen behindert haben. So soll etwa der Anwalt Aussagen von Zeugen geändert haben.
Die britische Premierministerin Theresa May erklärte im Parlament in London zur Anklageerhebung: "Dies wird ein Tag voller gemischter Emotionen für die Angehörigen der Opfer sein."
Lange Zeit wurde Katastrophe als Unfall eingestuft
Am 15. April 1989 war beim Pokalspiel zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forrest in dem Stadion eine Massenpanik ausgebrochen. 96 Menschen starben, weitere 766 Menschen erlitten Verletzungen.
Lange Zeit war die Katastrophe als Unfall eingestuft worden, der von den Fans verursacht gewesen sei. Dies wurde 2012 widerlegt, nachdem die Angehörigen der Opfer eine weitere Untersuchung bewirkt hatten. In dem FA-Cup-Halbfinale wurden die Fans auf einer überfüllten Tribüne zu Tode gequetscht. Viele bekamen in der Enge keine Luft mehr zum Atmen. Eine unabhängige Jury kam 2016 zu dem Schluss, dass auch die Polizei die Schuld am größten Sport-Unglück der britischen Geschichte trage.