Kurz nach dem neu entflammten Korruptionsskandal steht der Fußball-Weltverband (FIFA) vor einer richtungweisenden Kongresswoche in Bahrain. Die Aufteilung der Startplätze für die erste Mammut-WM, eine mögliche Quasi-Vergabe des Weltturniers 2026 im Eilverfahren und die drohende Ablösung der unbequemen Ethiker des Weltverbands bestimmen die Agenda in Manama.

FIFA-Präsident Gianni Infantino muss im Inselstaat beweisen, wie ernst er die Reformbestrebungen wirklich nimmt. Am Dienstag erfolgt der Auftakt mit der Sitzung des FIFA-Councils, zwei Tage später startet der Kongress der Mitgliedsländer. Österreichs Fußball-Bund wird durch Präsident Leo Windtner, Generalsekretär Thomas Hollerer und Präsidiumsmitglied Horst Lumper vertreten.

Die Analyse der wichtigsten Themen des FIFA-Kongresses in Bahrain:

WM-STARTPLÄTZE: Die Verteilung der Startplätze für die erste WM mit 48 Teilnehmern durch das FIFA-Council gilt als Formsache. Demnach würde Europa beim Turnier 2026 16 statt bisher 13 Teams stellen. Alle Konföderationen sollen mehr Plätze erhalten, größter Gewinner wäre Afrika mit einem Sprung von fünf auf neun Mannschaften. Erstmals soll es ein Play-off-Turnier - ohne europäische Beteiligung - im Gastgeber-Land um die letzten zwei Plätze geben.

WM-VERGABE: Die drei gemeinsamen Kandidaten USA, Mexiko und Kanada wollen das Bewerbungsverfahren um die WM 2026 beschleunigen. Sollte der Kongress dem Antrag des Trios folgen, würde dies einem Zuschlag gleichkommen. Die Anwärter müssten nur noch zu einem späteren Zeitpunkt nachweisen, dass sie die technischen Vorgaben erfüllen. Auch wenn derzeit keine anderen Ausrichter in Sicht sind, würden die FIFA-Mitglieder das vorgesehene Bewerbungsverfahren mit einer Quasi-Zusage untergraben.

FIFA-ETHIKKAMMER: Die unabhängigen Ethiker fürchten beim Kongress das Aus. Aus Insiderkreisen hieß es zuletzt, dass der Schweizer Chef-Ermittler Cornel Borbely und der deutschen Richter Hans-Joachim Eckert als Führung der renommierten Kammern ausgetauscht werden könnten. FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura wies dies zurück. Intern soll Infantino sich und seine Council-Kollegen als "Geiseln" der Kontrollgremien bezeichnet haben, was er öffentlich bestreitet.

COUNCIL-AUSSCHUSS: Der sogenannte Ausschuss der FIFA-Regierung darf bisher nur in "Angelegenheiten besonderer Dringlichkeit" tätig werden. Diese Kompetenzen soll der Kongress mit einer Änderung der Statuten deutlich ausweiten. Das Council müsste Entscheidungen des Ausschusses danach nicht einmal mehr bestätigen. Eine Machtausweitung für Infantino: Das Council hat insgesamt 37 Mitglieder. Im Ausschuss sitzen lediglich der Weltverbands-Boss sowie die sechs Chefs der Konföderationen.

KORRUPTIONSSKANDAL: Der Dauer-Skandal hält die FIFA weiter in Atem. Zuletzt gestand Guams Verbandschef Richard Lai vor einem New Yorker Gericht, Schmiergelder angenommen zu haben. Der US-Bürger war vor der vorläufigen Sperre durch die FIFA-Ethiker ausgerechnet Mitglied der FIFA-Audit- und Compliance-Kommission - die für Finanzprüfung zuständig ist. Zudem wird Scheich Ahmad Al-Fahad Al-Sabah in Manama nicht mehr im FIFA-Council vertreten sein. Der einflussreiche Multi-Funktionär wird durch das Geständnis von Lai indirekt belastet.