Die Kulisse – ein steriler Saal in einem Athener Luxushotel – wirkte etwas spröde, aber der Ablauf wäre auch als Theaterinszenierung durchgegangen. Zunächst schrieb das Drehbuch den Abschied vom alten System vor. Michel Platini, als Fußballer gefeiert, als UEFA-Präsident abgesetzt, durfte noch einmal sprechen. Acht Minuten brauchte er, um vor allem sein „ruhiges Gewissen“ nach außen zu kehren, und nicht nur dem im Auditorium sitzenden ÖFB-Präsidenten Leo Windtner kam dies „etwas merkwürdig“ vor.
Transparenz
Dann schritten die Herren der nationalen Fußballverbände selbst zur Tat und warfen – für alle sichtbar – Kuverts in einen durchsichtigen Behälter. Ein Zeichen der Transparenz? Die Wahl funktionierte jedenfalls, und sie förderte ein überwältigendes Votum zutage. Der vor wenigen Tagen noch weitgehend unbekannte Slowene Aleksander Čeferin deklassierte seinen niederländischen Konkurrenten Michael van Praag mit 42:13 und ist somit der neue Präsident des mächtigsten kontinentalen Fußballverbandes.
Der Mann aus Laibach symbolisiert eine neue Ära in einem aufgebrauchten, von Korruption durchsetzt gewesenen Apparat, und musste sich im gleichen Atemzug gegen Vorwürfe in genau diese Richtung zur Wehr setzen. Manche könnten ja meinen, er, Čeferin, müsse „gute Beziehungen“ und hinter den Kulissen Vorarbeit geleistet haben. „Niemand kann 42 Stimmen erhalten, wenn er hinter den Kulissen agiert“, konterte der Slowene bei der Pressekonferenz, und er ergänzte. „Die Leute vertrauen mir einfach.“
„Klares Zeichen“
Der deutliche Vorsprung signalisiere „große Verantwortung“, aber er sei „ein klares Zeichen“, meinte Čeferin später gegenüber der Kleinen Zeitung, um gleich auch ein solches zu setzen. Für das Abendessen ordnete er nämlich unverzüglich freie Sitzplatzwahl an. Bisher war zum Beispiel das Exekutivkomitee gewohnt, als „geschlossene Gesellschaft“ zu tafeln. Diese Zeiten sind vorbei. „Sie waren überrascht, ein bisschen schockiert“, so Čeferin.
Auch Windtner als Spitzenvertreter der Österreicher votierte für Čeferin, weil er in einem rund 30-minütigen Gespräch glaubwürdiger darstellen konnte, gegen die die Reichen begünstigende Champions-League-Reform vorzugehen. „Es ist auch ein klares Signal für einen Paradigmenwechsel. Čeferin ist in keiner Weise vorbelastet, weil er mit dem alten Regime nichts zu tun hatte“, so Windtner weiter.