Der "Kaiser" steht unter Verdacht auf Untreue und Geldwäsche. Neben dem ehemaligen Chef der deutschen WM-Bewertung werden in dem Verfahren laut "Spiegel" auch weitere Beschuldigte geführt. Es gibt auch Strafverfahren gegen die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach sowie den ehemaligen DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt, die bereits am 6. November 2015 eröffnet wurden.
Hintergrund der Ermittlungen ist der weiter unklare Zahlungsfluss von zehn Millionen Schweizer Franken zwischen 2002 und 2005. Sechs Millionen davon gingen im Sommer 2002 von Beckenbauer-Konten ab und wurden später wieder ausgeglichen.
Über die Verstrickung in die Sommermärchen-Affäre hatte Ende vergangenen Jahres bereits Wolfgang Niersbach sein Amt als DFB-Boss niederlegen müssen. Nun könnte sie auch für Beckenbauer noch Folgen haben...
So lief alles ab
Nach einem im Auftrag des DFB durch die Anwaltskanzlei Freshfields erstellten Bericht trug sich damals folgendes zu: Zwischen Mai und Juli 2002 wurden in vier Tranchen sechs Millionen Schweizer Franken von einem gemeinsamen Konto Beckenbauers und seines damaligen Managers Robert Schwan an eine Anwaltskanzlei in Sarnen in der Schweiz überwiesen. Das Geld landete bei der KEMCO Scaffholding in Katar, die dem ehemaligen Fifa-Skandalfunktionär Mohammed Bin Hammam zugerechnet wird.
Im August 2002 überwies dann der damalige Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus seinerseits zehn Millionen Schweizer Franken an die Kanzlei in der Schweiz, die knapp sechs Millionen davon zurück an Beckenbauer überwies und die restlichen vier Millionen an die KEMCO in Katar. Im April 2005 dann überwies der DFB 6,7 Millionen Euro - rund zehn Millionen Schweizer Franken inklusive Zinsen an den Weltfußballverband Fifa, unter dem Vorwand, für ein Kulturprogramm im Rahmen der WM 2006 in Deutschland zu bezahlen. Die Fifa leitete den Betrag weiter an Louis-Dreyfus. Wohin das Geld aus Katar ging, ist bislang offiziell ungeklärt.
Nötige Zahlungen
Die meisten der damals Beteiligten behaupten, die Zahlungen seien nötig gewesen, um einen Organisationskostenzuschuss in Höhe von 250 Millionen Franken durch die Fifa für die WM 2006 zu bekommen. Da das WM-Organisationskomittee keine eigenen Mittel gehabt habe, habe man sich Geld von Adidas-Chef Louis-Dreyfus geliehen und dann später über den DFB zurückgezahlt. Der ehemalige DFB-Chef Zwanziger sagte allerdings zwischenzeitlich, Günter Netzer habe ihm gegenüber gesagt, davon seien Stimmen aus Asien bei der WM-Vergabe gekauft worden. Netzer bestreitet dies.
Welchen Zweck dieser Geldbetrag hatte, ist bisher fraglich. Auch eine Untersuchung im Auftrag des Deutschen Fußball-Bundes durch die Kanzlei Freshfields hatte keine endgültige Klärung gebracht. DFB-Ehrenspielführer Beckenbauer hat juristisches Fehlverhalten bisher stets von sich gewiesen.
Hausdurchsuchungen in Österreich
Im Zuge der Ermittlungen sind auch österreichische Behörden aktiv geworden. "Ich kann bestätigen, dass heute von unserer Behörde über Ersuchen der Schweizerischen Bundesanwaltschaft Rechtshilfe geleistet wurde", sagte Oberstaatsanwalt Konrad Kmetic, Mediensprecher der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft mit Sitz in Wien. Es sollen auch Hausdurchsuchungen in Salzburg stattgefunden haben. Ob Beweismittel sichergestellt wurden, war vorerst nicht bekannt.