Frankreich startete deutlich explosiver in den Halbfinal-Kracher gegen Weltmeister Detuschland. Die Offensivabteilung um Dimitri Payet, Moussa Sissoko und Antoine Griezmann konnte nach belieben kombinieren, Griezmann vergab auch nach sechs Minuten nach sehenswertem Solo die erste Topchance.

Danach wurden die Deutschen wach, übernahmen das Kommando. Nach 13 Minuten läutete ein Zuckerpass von Joshua Kimmich auf EM-Debütant Emre Can eine Möglichkeit für Thomas Müller ein, der nach Can-Flanke vor dem Tor verstolperte. Eine Minute später zog der in der Anfangsphase unsicher wirkende Can aus rund 20 Metern ab, Lloris streckte sich zur Glanztat.

Mehr oder weniger aus dem Nichts gingen die Franzosen mit dem Pausenpfiff (45.+2) nach Schweinsteiger-Handspiel per Elfmeter von Griezmann in Führung. Griezmann ist damit der erste Spieler seit Michel Platini, der fünf EM-Treffer erzielt hat  und an sieben oder mehr Toren beteiligt war.

Deutschland hatte in der Folge die schwere Aufgabe, sich gegen eine französische Mauer, "gebaut" aus gut organisierten Gegenspielern mit Konterqualitäten, durchsetzen zu müssen. In Minute 59 wurden die Wadenprobleme von Abwehrchef Jerome Boateng wieder akut und Skhodran Mustafi kam für den Spieleröffner vom Dienst in die Partie. Das Bollwerk war für Joachim Löws Mannen nicht zu knacken, die Abwehr geriet nach dem Boateng-Out ins Schwimmen. So nützte Antoine Griezmann einen Stockfehler vom eben gekommenen Mustafi nach Flanke von Paul Pogba eiskalt aus und schnürte in Minute 72 seinen Doppelpack. Dies veranlasste die Fans im Stadion, kollektiv die französiche Hymne zu singen, in die hinein Joshua Kimmich das Lattenkreuz traf (74.).

Mit viel Herz im harten Kampf spielten "Les Bleu" die Partie souverän in trockene Tücher und verwandelten ein ganzes Land in ein Tollhaus. "Alez Les Bleu", hallte es schon bei der Auswechslung des "Man of the Match", Antoine Griezmann (92.), und sowieso nach Abpfiff durch die Ränge, Tränen flossen auf beiden Seiten. Bei den Herren in blau aus Freude, bei den Weltmeistern aus purer Enttäuschung.

Fußball-EM 2016, Halbfinale:
Deutschland - Frankreich Endstand 0:2 (0:1). Marseille, Stade Velodrome, 64.078 Zuschauer, SR Rizzoli/ITA
Tore: 0:1 Griezmann (45.+2/Elfmeter)
0:2 Griezmann (72.)
Deutschland: Neuer - Kimmich, Boateng (61. Mustafi), Höwedes, Hector - Can (67. Götze), Kroos, Schweinsteiger (79. Sane) - Özil, Müller, Draxler
Frankreich: Lloris - Sagna, Koscielny, Umtiti, Evra - Pogba, Matuidi - Sissoko, Griezmann (92. Cabaye), Payet (71. Kante) - Giroud (78. Gignac)
Gelbe Karten: Can, Özil, Schweinsteiger, Draxler bzw. Evra, Kante
Die besten Spieler: Kroos, Höwedes, Kimmich bzw. Griezmann, Umtiti, Sissoko

PHILIP EDLINGER