Vierfacher Weltmeister (1954, 1974, 1990, 2014), dreifacher Europameister (1972, 1980, 1996) – und trotzdem gibt es eine Nation, gegen die Deutschland bei einem Großereignis noch nie gewinnen konnte: Italien. Heute geht es im EM-Viertelfinale für die Mannschaft von Joachim Löw ausgerechnet gegen den Angstgegner. Doch davon will bei den Deutschen niemand etwas hören: „Wir haben kein Italien-Trauma. Die Vergangenheit ist doch kalter Kaffee“, sagt Löw.
Der Weltmeister von 2014 hat auch ein Ass im Ärmel: Sami Khedira. Der Mittelfeldspieler, der bei Juventus unter Vertrag steht, soll als Informant dienen. „Er wird mir Informationen geben, die ich nicht habe“, sagt der Teamchef. Insgesamt acht Mal sind die beiden Nationen bei Welt- und Europameisterschaften aufeinandergetroffen. Vier Mal siegten die „Azzurri“, vier Mal gab es ein Unentschieden. Auch die Gesamtbilanz weist ein deutliches Plus für die Italiener auf. 33 Partien gab es, 15 Mal siegte Italien, nur acht Mal Deutschland.
Und doch sind die Deutschen – wieder einmal – guter Dinge. Das war aber auch in der Vergangenheit der Fall. 2006 etwa, beim „Sommermärchen“ in Deutschland, hieß es vor dem Halbfinale im Spielertunnel von deutscher Seite: „Männer, die haben Angst!“ Die Antwort eines italienischen Betreuers: „Nein, keine Angst.“ Das Ergebnis sollte bekannt sein.
0:0 bei WM Premiere
Es war das erste Duell der beiden Fußballgroßmächte bei einer Großveranstaltung. Bei der WM 1962 in Chile traf Uwe Seeler (Bild) auf Lorenzo Buffon – einem Verwandten von Gianluigi Buffon. Endstand: 0:0.
102.000 Zuschauer beim Halbfinale
Acht Jahre nach dem ersten Duell kam es bei der WM in Mexiko 1970 im Halbfinale zu einem Wiedersehen. In der 90. Minute rettete Karl-Heinz Schnellinger das 1:1 für Deutschland. In der Verlängerung traf Gerd Müller zwei Mal für die Deutschen, Tarcisio Burgnich, Luigi Riva und Gianni Rivera sorgten aber für das 4:3 der italienischen Mannschaft.
Kein Sieg und "I werd narrisch"
Die Fußball-WM 1978 in Argentinien hat einen Fixplatz in der österreichischen Sport-Historie. Österreich schlug Deutschland 3:2, alle wurden „narrisch“. Eine Woche zuvor trennten sich Italien und Deutschland in der Gruppe 0:0. Für die Bundesrepublik Deutschland endete die Vorrunde ohne Sieg. Auch gegen die Niederlande gab es ein Remis.
Italiens dritter Titel
11. Juli 1982, Santiago Bernabeu, Madrid, 90.000 Zuschauer: Im Endspiel der Weltmeisterschaft 1982 treffen Italien und Deutschland aufeinander. Nach einer torlosen ersten Hälfte drehen die Italiener in der zweiten Hälfte auf. Paolo Rossi, Marco Tardelli und Alessandro Altobelli stellen auf 3:0, Paul Breitners Tor zum 3:1 war nur noch Kosmetik. Die Mannschaft rund um Tormann Dino Zoff holte sich den dritten WM-Titel.
Erstes EM-Duell
Bei der Europameisterschaft 1988 in Deutschland kam es zum ersten EM-Duell der Rivalen. Im Düsseldorfer Rheinstadion wurde das Turnier mit einem 1:1 zwischen Italien und Deutschland eröffnet. Roberto Mancini, mittlerweile Trainer bei Inter Mailand, erzielte das 1:0. Andreas Brehme stellte nur drei Minuten später auf 1:1. Beide Nationen kamen ins Halbfinale, scheiterten dort dann aber jeweils.
Wieder unentschieden
Das Ende der EM 1996 ist bekannt: Deutschland holte sich nach einem 2:1 nach Verlängerung (Oliver Bierhoff erzielte das Golden Goal) gegen Tschechien den Titel. In der Gruppenphase kam es im letzten Spiel zur Partie der Deutschen gegen Italien. Die Italiener benötigten einen Sieg, um ins Viertelfinale einzuziehen. Mehr als ein 0:0 war aber nicht drinnen, weil Gianfranco Zola einen Elfmeter verschoss.
Drama von Dortmund
Es war ein „Sommermärchen“ mit einem bitteren Ende für die Deutschen. Bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006 war im Halbfinale Schluss für Michael Ballack und Co. Nach 90 Minuten gab es keinen Sieger im Spiel gegen Italien. Und als schon alles mit einem Elfmeterschießen gerechnet hatte, war Fabio Grosso der Spielverderber der Deutschen. Nach dem 1:0 in der 119. Minute erhöhte Alessandro Del Piero in der 120. Minute noch auf 2:0.