Während das Achtelfinale der EURO in Frankreich in vollem Gange ist, befinden sich die Österreicher schon wieder in der Heimat und verdauen das frühe Aus nach der Gruppenphase. Es war schlussendlich ein enttäuschendes Turnier aus Sicht des ÖFB, lediglich in der zweiten Hälfte des Island-Spiels konnte man seine Stärken auf den Platz bringen. Mit einem Punkt und nur einem Tor beendete man die Vorrunde schlussendlich verdient auf dem vierten und letzten Platz.
Das sehen auch viele ehemalige Teamkicker so, wenngleich Rekordtorschütze Toni Polster gleich mehrere Gründe für das "Desaster", wie der 52-Jährige die EURO aus österreichischer Sicht in seiner Kolumne für die Tagsezeitung Österreich, nennt. Angefangen vom Trainingslager in der Schweiz, über die unglückliche Auswahl der Testspiele und dem "Teamquartier in der Pampa" bis hin zur eigenen Überheblichkeit und einem "Wunderwuzzi" als Teamchef. Besonders auf Marcel Koller schießt sich der 44-fache Länderspieltorschütze ein.
Training, Teamcamp & Terminplanung
So kann sich Polster die Umstellungen im letzten Spiel gegen Island nicht erklären. "Koller, der schon als Wunderwuzzi gefeiert wurde, hat mit seinen unverständlichen Aufstellungen die EM in den Sand gesetzt. Ich kann mir bis heute nicht erklären, was ihn zur Systemumstellung im so wichtigen Spiel gegen Island veranlasst hat." Der Schweizer habe auf die falschen Spieler gesetzt und den "jungen Schöpf" viel zu wenig eingesetzt.
Aber auch die Vorbereitungen zur EURO stoßen bei Polster auf wenig Verständnis. "Da mussten die verletzt gewesenen Janko und Dragovicim Klettergarten rumturnen, anstatt den Trainingsrückstand aufzuholen", spricht der ehemalige Stürmer die Freizeitaktivitäten in der Schweiz an. Allerdings wäre auch in Frankreich "alles schiefgelaufen". Neben dem Teamquartier in der Provence stößt sich Polster aber vor allem an der Terminplanung. "Der Sponsorentermin um Mitternacht nach dem Portugal-Spiel geht überhaupt nicht."
Krankl: "Eine Katastrophe"
Nicht nur Polster, auch Hans Krankl kritisiert den ÖFB und dessen Sportdirektor: "Ruttensteinersagt, dass wir alles richtig gemacht haben. Dann war er bei der falschen EM. Bei keiner EM war es so einfach, weiterzukommen, und wir hatten die Chance dazu. Dass wir sie nicht nutzen konnten, ist eine Katastrophe." Scharfe Worte zweier Fußball-Legenden nach der EURO in Richtung der Österreicher.