Es war der 18. November 2009 im Stade de France in Saint-Denis. Da traf Frankreich im entscheidenden Play-off-Rückspiel der WM-Qualifikation auf Irland. Frankreich hatte in Irland 1:0 gewonnen. In Paris führten die Gäste mit 1:0. Die Entscheidung musste in der Verlängerung oder spätestens im Elfmeterschießen fallen. Zum Showdown vom Punkt kam es nicht, weil William Gallas in der 103. Minute den Ausgleich für die Franzosen erzielte. Doch der Treffer hätte nicht zählen dürfen, weil ihm ein klares Handspiel von Thierry Henry vorausging. Zwei Mal spielte er sich den Ball mit der linken Hand nach vorne. „Um ehrlich zu sein, es war Handspiel“, räumte er danach selbst ein.
Wie groß der Skandal um die „Hand des Teufels“ damals war, zeigte die Reaktion der FIFA. Sie gewährte dem irischen Verband als Entschädigung für das Verpassen der WM-Endrunde einen „Kredit“ über 4,5 Millionen Euro, um ein juristisches Verfahren abwenden zu können. Heute um 15 Uhr treffen die beiden Teams in Lyon im EM-Achtelfinale erstmals seit 2009 wieder aufeinander. Die Hausherren hoffen gegen den Außenseiter von der Insel auf eine starke Leistung von Dimitri Payet, der in der Gruppenphase der beste Spieler des Gastgebers war. Doch auch die Stars Paul Pogba und Antoine Griezmann zeigten sich im dritten Vorrundenspiel gegen die Schweiz formverbessert.
Vergangenheit abgehakt
Dem irischen Team passt es gar nicht, dass ihnen alle so heftige Rachegelüste nachsagen. „Nächste Frage“, antwortete Robbie Keane, 2009 Torschütze in Paris, nur knapp, als er auf 2009 angesprochen wurde. Der Abwehrspieler Stephen Ward sagte: „Das ist Vergangenheit. Ob ich an Rache denke? Nein, niemals.“ Dabei grinste er wie jemand, der an Rache denkt. Die „Grünen“ werden jedenfalls alles geben, um ihr Land würdig zu vertreten. „Wir versprechen unseren Fans einen Kampf bis zur letzten Minute“, tönt es aus dem Teamquartier unterhalb des Schlosses von Versailles.
Die Statistik spricht für die „Equipe Tricolore“. Von den bisherigen 14 Aufeinandertreffen haben die Franzosen sechs gewonnen, drei verloren. Dem Team von der Insel gelang aber seit dem ersten Duell 1952 in Dublin noch nie ein Erfolg in Frankreich. „Alles Geschichte, der 1:0-Erfolg über Italien brachte uns einen großen Schub Selbstvertrauen“, sagt Teamchef Martin O’Neill.