Bei dem Mann, der am Montagabend in der Nähe von Paris einen Polizisten und vermutlich dessen Frau getötet hat, soll es sich um den 25-jährigen Larossi A. handeln. Er war vorbestraft und soll 2013 wegen Zugehörigkeit zu einem Ableger einer französisch-pakistanischen Jihad-Gruppe verurteilt worden sein, verlautete am Dienstagfrüh aus französischen Ermittlerkreisen.

A. stand demnach mit sieben anderen Verdächtigen vor Gericht und erhielt eine dreijährige Haftstrafe, von denen sechs Monate auf Bewährung ausgesetzt waren. Der Vorwurf lautete damals, er habe mit der Gruppe "Terroranschläge vorbereiten" wollen.

Frankreichs Präsident Francois Hollande hat die Ermordung des ranghohen französischen Polizisten denn auch als unzweifelhaften Terrorakt bezeichnet. Das Land sei mit einer sehr hohen terroristischen Bedrohung konfrontiert.

Frau und Kind (3) als Geisel genommen

Der Mann aus dem Pariser Vorort Mantes-la-Jolie hatte am Montag in Magnanville zunächst einen 42-jährigen Polizisten erstochen, wobei er nach Zeugenberichten "Allahu akbar" (arabisch für: Gott ist groß) gerufen haben soll. Danach nahm er Frau und Kind des Polizisten als Geisel und verschanzte sich in deren Wohnung. Sondereinheiten der Polizei stürmten die Wohnung und töteten dabei den Geiselnehmer, wie das Innenministerium mitteilte.

Die Frau des getöteten Polizisten, die als Beamtin für das Innenministerium gearbeitet hatte, sei tot aufgefunden worden, sagte ein Ministeriumssprecher. Der dreijährige Sohn des Paars sei in der Wohnung "unter Schock, aber äußerlich unverletzt" gefunden und in Sicherheit gebracht worden. Die Verhandlungen mit dem Täter hätten kein Ergebnis gebracht, weswegen der Befehl zur Erstürmung des Hauses gegeben worden sei, sagte der Sprecher.

Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bezeichnete die Geiselnahme als Tat eines ihrer Aktivisten.

Hohe Terrorgefahr in Frankreich

Die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft habe den Fall aufgrund des Vorgehens, des Ziels und der Äußerungen des Täters an sich gezogen. Vor dem Hintergrund der Fußball-EM hatten zahlreiche Behörden immer wieder vor der hohen Terrorgefahr in Frankreich gewarnt.

Präsident verurteilte Tat

Präsident Francois Hollande verurteilte "diese abscheuliche Tat". Er sicherte zu, dass die Umstände vollständig aufgeklärt würden, und berief für Dienstagmorgen eine Sitzung im Elyseepalast ein. Innenminister Bernard Cazeneuve, der den Angriff als "abstoßenden Terrorakt" bezeichnet, soll am Morgen zudem die Kommissariate von Les Mureaux und Mantes-la-Jolie besuchen.

Frankreich war im vergangenen Jahr mehrfach Ziel islamistischer Terroranschläge, denen insgesamt 149 Menschen zum Opfer fielen. Die schwersten Anschläge ereigneten sich am 13. November, als Terroristen mit Sturmgewehren und Sprengstoffgürteln am Stade de France, im Pariser Musikclub "Bataclan" sowie in Bars und Restaurants der Hauptstadt 130 Menschen ermordeten. Wegen der hohen Terrorgefahr wird die am Freitag eröffnete Fußball-EM mit hohen Sicherheitsvorkehrungen geschützt.