Ein neuerliches Out nach der Gruppenphase bei der dritten Teilnahme wäre nicht nur für das Team von Coach Adam Nawalka eine Enttäuschung. "Es ist definitiv ein großer Hype in Polen, die Erwartungen sind sehr groß", sagte Teamstürmer Arkadiusz Milik vor dem Auftaktspiel gegen Nordirland am Sonntag.
Der 22-Jährige selbst will aber noch nicht zu weit vorausblicken. "Wir haben uns jetzt nicht das Ziel gesetzt, ins Finale kommen zu müssen. Das Wichtigste ist jetzt einmal den Aufstieg zu schaffen. Wir fokussieren uns auf A, und denken erst dann über Z nach", sprach der Ajax-Amsterdam-Angreifer Klartext. In Nizza wartet zum Auftakt mit den Nordiren der große Gruppe-C-Außenseiter.
"Wir sind nicht Weltmeister oder Europameister und haben bei der EM noch nie ein Spiel gewonnen. Wir werden daher den Gegner sicher nicht unterschätzen", sagte der Sturmpartner von Bayern-Star Robert Lewandowski. Ein guter Start ins Turnier sei extrem wichtig. "Ein Sieg wäre großartig, würde vieles einfacher machen und uns etwas Druck nehmen", so Milik. Nach 33 Toren in der Qualifikation steht er genauso wie seine Offensivkollegen besonders im Mittelpunkt. "Wir haben in der Qualifikation einen offensiven Fußball gezeigt und werden auch bei der EM versuchen so aufzutreten", sagte Milik.
Weiter fraglich ist der Einsatz des angeschlagenen Kamil Grosicki, der noch nicht voll mittrainieren konnte. Coach Nawalka verbreitet dennoch Zuversicht. "Wir sind sehr optimistisch", erklärte der 58-Jährige. Von großen Reden in der Öffentlichkeit hält er herzlich wenig. "Wir haben unsere Träume. Das alles wollen wir aber auf dem Platz demonstrieren und nicht, indem wir darüber reden."
Auftaktspiele fallen den Polen allerdings schwer. 2008 unterlagen sie Deutschland mit 0:2, vier Jahre später kamen sie gegen Griechenland nicht über ein 1:1 hinaus. Der zwölf Partien unbesiegte EM-Debütant Nordirland, der wohl auf den zuletzt angeschlagenen Stürmer Kyle Lafferty bauen kann, darf sich auch deshalb Hoffnungen auf eine Überraschung machen. "Wir wissen, dass wir schwer zu schlagen sind. Wir sind bereit für den polnischen Angriff, wollen aber auch selbst die polnische Abwehr beschäftigen", meinte Nordirlands Abwehrchef Gareth McAuley.
Man sei nicht nach Frankreich gekommen, um nur einen Sparringpartner abzugeben. "Wir sind hungrig nach Erfolg, wollen uns gut verkaufen", betonte der 36-Jährige. In der Vorbereitung wurden mit einem 4-3-3, 4-5-1 sowie 3-5-2 mehrere Spielvarianten einstudiert. "Wir beherrschen mehrere Systeme und sind in der Lage schnell zu wechseln", sagte McAuley.
60 Teamspiele hat der West-Bromwich-Albion-Verteidiger schon in den Beinen, bei der EM werden fix weitere dazukommen. McAuley stand als einer von zwei nordirischen Spielern in allen Qualispielen in der Startformation, ist daher ein absoluter Fixpunkt in der Mannschaft von Trainer Michael O'Neill. Seine Qualitäten sind nicht nur in der Defensive gefragt, dank seiner Kopfballstärke ist er auch bei Standardsituationen eine "Waffe". Sieben Tore und vier Assists sind ihm im Teamdress bisher gelungen.