Der Weg zur EM

Mit einem 4:0-Auftaktsieg startete Russland gegen Liechtenstein in die EM-Qualifikation. Danach lief es für die Russen aber lange Zeit nicht nach Wunsch. Nach zwei Remis folgte im vierten Gruppenspiel die Niederlage gegen Österreich. Auch im Rückspiel besiegte Österreich das russische Nationalteam und konnte sich allmählich als Tabellenführer absetzen.

Russland kam nach der zweiten Niederlage gegen Österreich aber besser in Fahrt und gewann die vier ausstehenden Partien allesamt. Somit qualifizierte sich Russland als Gruppenzweiter direkt für die EM.

Der Kader

Das Aufgebot der Russen besteht fast ausschließlich aus Spielern aus der eigenen Liga. Lediglich Roman Neustädter ist außerhalb Russlands aktiv. Der Defensivspieler verdient sein geld beim FC Schalke 04 in Deutschland.

Neustädter ist auch noch nicht besonders lange im Team. Der in Dnipropetrovsk geborene Innenverteidiger entschied sich erst wenige Wochen vor der EM für den russischen Verband zu spielen. Neustädters Mutter ist Russin.

Allgemein fällt auf, dass Trainer Leonid Slutski sehr auf Erfahrung setzt. Insgesamt acht Spieler im Kader sind 30 oder älter. Einige dieser Spieler sind auch schon sehr lange im Nationalteam dabei.

Innenerteidiger Sergey Ignashevich hat beispielsweise schon über 100 Länderspiele absolviert und debütierte vor 14 Jahren für die "Sbornaja".

Genauso wie Ignashevich waren auch Kapitän Roman Shirokov, die Zwillinge Vasili und Aleksey Berezutski, Flügelspieler Dmitri Torbinski, Mittelfeldmotor Oleg Ivanov sowie Torwart Igor Akinfeev bei der EM 2008 dabei. Damals schafften die Russen sensationell den Einzug ins Halbfinale.

Im Tor wird höchstwahrscheinlich Igor Akinfeev spielen. Der 30-Jährige nimmt schon zum vierten Mal an einer EM-Endrunde teil. Seine Konkurrenten um den platz zwischen den Pfosten sind Yuri Lodygin und der eingebürgerte Brasilianer Guilherme.

Vasili Berezutski von ZSKA Moskau soll in der Abwehrzentrale für Stabilität sorgen, sein Clubkollege Georgi Schennikov ist als Linksverteidiger gesetzt. Der 25-Jährige zählt auch zu den jüngsten Spielern im Kader der Russen.

Auf der rechten Abwehrseite hat Igor Smolnikov von Zenit St. Petersburg die besten Chancen auf einen Stammplatz. Als Alternative wurde Roman Shishkin einberufen.

Viele Alternativen im Mittelfeld

Als Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive agieren Oleg Shatov, Pavel Mamaev, Roman Shirokov und Denis Glushakov. Nach dem Ausfall von Igor Denisov wurde Artur Yusupov nachnominiert. Nach starken Auftritten in den Testspielen darf sich auch Shootingstar Aleksandr Golovin Hoffnungen auf EM-Einsätze machen.

Oleg Ivanov, Dmitri Torbinski, Aleksandr Samedov und Dmitri Kombarov sollen mit ihrer Routine für gefährliche Offensivaktionen sorgen.

Mit Artem Dzyuba und Aleksandr Kokorin gibt es auch zwei klassische Mittelstürmer im Kader. Fedor Smolov ist beweglicher als seine beiden Konkurrenten und könnte auch am Flügel zum Einsatz kommen.

Der Star ist das Team

Russland ist keine Mannschaft, die grundsätzlich viele Weltstars im Team hat. Viel mehr versucht man im Kollektiv zu überzeugen. Auch die Tatsache, dass viele Nationalspieler auch bei ihren Clubs zusammenspielen, stärkt das Teamgefüge. Sieben Kaderspieler sind bei ZSKA Moskau beschäftigt, sechs Nationalspieler spielen im Moment für Zenit St. Petersburg.

Man könnte vielleicht Oleg Shatov herauspicken, doch obwohl der 25-Jährige in der abgelaufenen Saison 24 Scorerpunkte in Pflichtspielen verbuchen konnte, ist er in Mitteleuropa nicht wirklich bekannt.

Stürmer Artem Dzyuba war in der EM-Qualifikation mit acht Toren maßgeblich an den EM-Teilnahme der Russen beteiligt. Doch auch der 27-Jährige zählt international nicht zu den absoluten Top-Stars auf seiner Position.

Bisherige Erfolge

Ein großer Erfolg war zweifelsfrei der Halbfinal-Einzug bei der EM 2008. Erst gegen den späteren Europameister Spanien war fü Andrey Arshavin, Roman Pavlyuchenko und co. Endstation.

Abgesehen von dieser Halbfinal-Teilnahme musste Russland aber nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.

Deutlich erfolgreicher lief es noch zu Zeiten der Sowjetunion. Im Jahr 1960 konnte die UdSSR die erste Europameisterschaft gewinnen.

Vier Jahre musste sich das Nationalteam der UdSSR im Finale gegen Spanien geschlagen geben. 1968 schaffte es die Sowjetunion ebenso unter die besten vier Nationen zu kommen. Im Halbfinale ist die UdSSR aufgrund eines Losentscheids gegen Italien ausgeschieden.

1972 und 1988 wurde die UdSSR jeweils Vize-Europameister. Mit insgesamt vier Finalteilnahmen zählte die UdSSR zu den erfolgreichsten Nationen bei Europameisterschaft.

Diese glorreichen Zeiten sind, wie bereits erwähnt, seit der Auflösung der Sowjetunion Geschichte. Lediglich im Jahr 2008 konnte man an frühere Zeiten anknüpfen.

Bei dieser EM will Russland wie bereits vor acht Jahren die Gruppenphase überstehen. Die Gegner sind England (11. Juni 21 Uhr), Slowakei (15. Juni 15 Uhr) und Wales (20. Juni 21 Uhr).