Thomas Tuchel wird neuer englischer Fußball-Nationaltrainer. Wie der englische Verband FA am Mittwoch bestätigte, unterschrieb der 51-jährige Deutsche bereits am 8. Oktober bei den „Three Lions“. Ab 1. Jänner 2025 soll Tuchel die Engländer zur WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada führen. Der ehemalige Coach von u.a. Chelsea, Paris Saint-Germain, Borussia Dortmund und des FC Bayern ist der dritte Ausländer auf dem wichtigsten Trainerposten im Mutterland des Fußballs.

Über die Vertragsdauer wurden keine Angaben gemacht. Es war unklar, ob sein Vertrag auch bis zur EM 2028 läuft, bei der England Mitgastgeber ist. Tuchel soll Englands bald 60 Jahre andauernde Sehnsucht nach dem ersten großen Titel seit dem WM-Triumph 1966 stillen.

Thomas Tuchel ist stolz

„Ich bin sehr stolz darauf, die Ehre zu haben, das englische Team anzuführen. Ich fühle mich seit langem mit dem Fußball in diesem Land verbunden und er hat mir schon einige unglaubliche Momente beschert“, sagte Tuchel laut einer Mitteilung. Diese Chance sei ein Privileg, ergänzte der Trainer, der seinen langjährigen Assistenten Anthony Barry zur Seite gestellt bekommt. Außerdem sei es für Tuchel „sehr aufregend“, mit dieser besonderen und talentierten Gruppe von Spielern zu arbeiten.

„Thomas war sehr beeindruckend und zeichnete sich durch sein großes Fachwissen und seine Tatkraft aus“, sagte FA-CEO Mark Bullingham über den „sehr gründlichen“ Bewerbungsprozess. „Grundsätzlich wollten wir ein Trainerteam verpflichten, das uns die bestmögliche Chance gibt, ein großes Turnier zu gewinnen. Wir glauben, dass sie genau das tun werden.“

Gareth Southgate war nach Niederlage im EM-Finale zurückgetreten

Der Posten als englischer Nationaltrainer wurde bereits nach der EM frei, nachdem die Zusammenarbeit mit Gareth Southgate nach acht Jahren und der Final-Niederlage gegen Spanien (1:2) beendet worden war. Interimsweise übernahm Lee Carsley, dem aber die 1:2-Pleite jüngst in der Nations League im ehrwürdigen Wembley-Stadion gegen Griechenland schwer zugesetzt hatte. Carsley übernimmt ab 2025 wieder die englische U21. Die Verkündung erfolgte laut Verband erst mit Verspätung, um Ablenkungen in der Länderspielwoche zu minimieren.

Die Three Lions hatten bisher erst zwei ausländische Teamchefs. Von Jänner 2001 bis Juli 2006 war der jüngst an Krebs gestorbene Schwede Sven-Göran Eriksson im Amt, von Dezember 2007 bis Februar 2012 der Italiener Fabio Capello.

In England genießt Tuchel einen sehr guten Ruf. Er hatte Chelsea im Jänner 2021 übernommen und auf Anhieb zum Gewinn der Champions League geführt. Auch bei Manchester United war er als möglicher Nachfolger des umstrittenen Erik ten Hag gehandelt worden. Tuchel war seit Sommer ohne Job, nachdem sein ursprünglich bis 2025 laufender Vertrag bei den Bayern aufgelöst wurde.

„Wir brauchen einen Patrioten“

Trotzdem wurde nach der Bekanntgabe auch einiges an Kritik laut. Allen voran in Englands Medienlandschaft. „England muss bis zum letzten Mann im Trikot englisch sein. Wir brauchen keinen Thomas Tuchel, sondern einen Patrioten, für den das Land an erster, zweiter und dritter Stelle steht“, schreibt die „Daily Mail“. Und weiter: „Der Trainer sollte jemand sein, der in der Fußballkultur dieses Landes geboren und aufgewachsen ist, jemand, der mit den besten und schlechtesten Eigenschaften unseres Landes vertraut ist.“

„BBC“ geht gar noch einen Schritt weiter: „Die Entscheidung des Fußballverbandes, Thomas Tuchel zum neuen englischen Nationaltrainer zu ernennen, wird von vielen als Verrat am viel beschworenen Weg an die Spitze und als Beleidigung für einheimische Trainertalente angesehen.“ Laut des TV-Senders sei es eine „radikale und signifikante Abweichung vom Weg, den der englische Fußballverband vor zehn Jahren einschlug“.