It’s come home!“ Geht es nach der britischen Boulevardzeitung „The Sun“ und mit Sicherheit dem Großteil ihrer Leser, ist Sonntagabend der Fußball in sein Mutterland zurückgekehrt. Nach 56 langen Jahren, die die Engländer nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft der Männer 1966 hatten titellos ausharren müssen. Für die triumphale Heimkehr hauptverantwortlich: Sarina Wiegman. Die Niederländerin hat die Löwinnen erst im September des vergangenen Jahres von Manchester-United-Legende Phil Neville übernommen und führte sie innerhalb nur weniger Monate an die Spitze Europas.

Überhaupt scheint es so, als würde alles, was die 52-Jährige aus Den Haag angreift, zu Gold werden – sei es in Medaillen- oder Pokalform. Denn bereits 2017 hatte die Mutter zweier erwachsener Töchter ein ganzes Land in einen kollektiven Freudentaumel versetzt, als sie die Niederlande bei der Heim-EM sensationell zum Titelgewinn geführt hatte. Zu Recht wurde sie für diese Leistung kurz darauf zur FIFA-Welttrainerin des Jahres gewählt. Wiegmans Bilanz bei Europameisterschaften bisher? Zwölf Siege, kein Remis, geschweige denn eine Niederlage.

Aber was macht die Startrainerin, die selbst 104 Mal das orange Dress getragen hat, so erfolgreich? Verfolgte man die Aussagen ihrer Spielerinnen vor und während des Turniers, dürfte es neben dem taktischen Geschick vor allem ihre Menschlichkeit sein. „Die Atmosphäre hat sich durch sie verändert. Wir alle fühlen uns näher, nun sind wir eine große Familie“, hatte Torhüterin Hannah Hampton die Stimmung im Team beschrieben. Verteidigerin Millie Bright hatte gewürdigt, dass „ihre Kritik nie die Person betrifft“.

Ebenfalls bemerkenswert: Auch in der Stunde des Erfolgs blickte Wiegman über den Tellerrand: „Dieses Turnier hat so viel gemacht für den Frauenfußball, aber auch für die Gesellschaft und Frauen in der Gesellschaft in England, ich denke aber auch in Europa und auf der ganzen Welt.“