Österreichs Fußball-Teamspielerin Carina Wenninger hat noch vor dem Start der Fußball-EM im Juli einen Transfer fixiert. Die Rekordspielerin von Bayern München wechselt auf eigenen Wunsch vom deutschen Vizemeister leihweise für eine Saison zum italienischen Vizemeister AS Roma. Das gaben die beiden Clubs am Mittwochvormittag bekannt. Die 31-Jährige besitzt bei den Münchnerinnen noch einen bis 2024 gültigen Vertrag, konnte aufgrund einer Klausel aber diesen Weg gehen.
"Nach 15 Jahren bei den Bayern wollte ich noch einmal woanders im Ausland spielen. Ein großer Wunsch von mir, den ich schon seit sehr langer Zeit hatte, ist in Erfüllung gegangen", sagte Wenninger. Spanien oder Italien hatte sie zuletzt im APA-Gespräch als bevorzugte Länder genannt, Italien machte das Rennen. "Die Verantwortlichen in Rom haben mir vom ersten Gespräch an das Gefühl gegeben, dass ich absolut willkommen bin und sie mich unbedingt haben wollen", erläuterte die Steirerin.
Das war auch von Gianmarco Migliorati zu vernehmen. "Sie ist eine Spielerin mit viel internationaler Erfahrung, die sicher keine große Eingewöhnungszeit brauchen wird", sagte Romas Frauen-Sportdirektor. Sein Team landete in der abgelaufenen Meisterschaftssaison fünf Punkte hinter Meister Juventus Turin auf Rang zwei, ist damit 2022/23 auch international vertreten.
"Ich will einfach für meine Persönlichkeitsentwicklung noch eine neue Sprache mitnehmen und eine andere Art und Weise von Fußball sehen", erläuterte die 115-fache ÖFB-Teamspielerin. "Und es wird mir gut tun, aus meiner Komfortzone - und München ist ein Stück weit Komfortzone geworden in den letzten Jahren - auszubrechen." In Rom wird sie weiter auf höchstem Level gefordert sein, was bei ihrer Entscheidungsfindung hoch angesiedelt war. "Ich will um alle nationalen Titel spielen und hoffentlich auch in der Champions League eine gute Figur abgeben. Meine Ambitionen sind ungebrochen", betonte Wenninger.
Auch mit dem Nationalteam will sie auch in Zukunft erfolgreich sein. Am besten schon bei der anstehenden Endrunde, auf die sie sich gerade in Bad Tatzmannsdorf vorbereitet. Um sich bestmöglich auf das Auftaktspiel gegen Gastgeber England am 6. Juli im ausverkauften Old Trafford Stadium sowie die folgenden Duelle mit Nordirland und Norwegen fokussieren zu können, wurde ihr Zukunftsrätsel noch vor dem Turnier gelöst. "Es ist wichtig, dass es vorher abgeschlossen ist, ich Planungssicherheit habe", hatte Wenninger schon zuvor betont.
Ihr Vertrag machte es möglich, sich ein Jahr ausleihen zu lassen. "Ich bin sehr dankbar, dass der Verein mir diesen Schritt ermöglicht. Wie in all den Jahren zuvor liefen auch bei diesem Thema die Gespräche mit den Verantwortlichen mit viel Vertrauen und großer Wertschätzung füreinander ab", sagte die Innenverteidigerin. Bayerns Frauen-Fußball-Abteilungsleiterin Karin Danner bezeichnete es in einer Aussendung als "Selbstverständlichkeit, Carina diesen Wunsch zu erfüllen." Mit Juli 2023 wird sie dann wieder zu den Bayern zurückkehren.
Wenninger war seit Juli 2007 für die Münchnerinnen tätig, im Club ist bei Männern und Frauen nur Thomas Müller länger beim Verein. 303 Pflichtspiele hat das ÖFB-Ass im Bayern-Dress absolviert. 2015, 2016 und 2021 durfte sie auch über den Meistertitel jubeln, 2012 über den Triumph im Cup.
2022 fehlten vier Punkte auf Meister VfL Wolfsburg. Wenninger kam in 22 Bewerbsspielen zum Zug. Unangefochtene Stammspielerin war sie aber nicht mehr. "Die Highlight-Spiele habe ich alle gespielt, damit bin ich mehr als zufrieden, damit habe ich auch genug Spielpraxis für die Europameisterschaft", so die Noch-Deutschland-Legionärin.