Die beiden Halbfinali waren wie erwartet ganz knappe Spiele. Die Partie Spanien gegen Frankreich machte zu Beginn beinahe den Anschein, ein Torfestival zu werden. Aber mit Fortdauer haben es beide Nationen geschafft, mehr Stabilität in ihr Spiel zu bringen. Es gab trotzdem genug Chancen, mehr Tore zu schießen. Vor allem Kylian Mbappe hätte kurz vor Schluss den Ausgleich erzielen müssen. Müssen deshalb, weil er genau diesen Anspruch hat, was er nach der Partie auch unmissverständlich, selbstkritisch und ehrlich konstatiert hat. Er war bei dieser EM nicht in der Form, in der ihn Frankreich gebraucht hätte, um Europameister zu werden. Spanien hat mit Dani Olmo und Lamine Yamal die für mich wertvollsten Spieler des Turniers. Beide strahlen permanente Gefahr aus. Es war auch gegen Frankreich wieder eine Augenweide, ihnen zuzusehen.

Bis zum Schluss hochspannend blieb es zwischen England und der Niederlande. Die „Three Lions“ haben anfangs befreit aufgespielt und hätten sich in der ersten Hälfte auch noch ein zweites Tor verdient. Nach der Pause aktivierten sie aber den Verwaltungsmodus. Das brachte den Niederländern auch dank der Einwechslung von Wout Weghorst mehr Wucht und Präsenz. Der zwingende Abschluss schaute jedoch aus dem Spiel nicht heraus. Einzig bei Standardsituationen fand Denzel Dumfries zwei gute Möglichkeiten vor. So hat es England mit dem Lucky Punch in der 90. Minute doch noch gemacht, nachdem nicht nur ich dachte, dass es eine weitere Verlängerung und vielleicht sogar ein Elfmeterschießen gibt.

Zum Finale am Sonntag: Die Spanier haben konstant gute Leistungen gebracht und waren in jedem Spiel überlegen. Ihre Art und Weise, zu agieren, trieft vor Spielintelligenz und Abgeklärtheit. Das begeistert mich. Der EM-Titel wäre die logische Konsequenz. Auf der anderen Seite gibt es die Engländer, für die das Finale auf gut österreichisch eine „Schnittpartie“ wird. Die Zukunft von Teamchef Gareth Southgate, das Nationalteam Englands weiter trainieren zu dürfen, hängt wohl am Gewinn dieses EM-Titels. Er steht seit Beginn des Turniers im Kreuzfeuer der Kritik, weil er der Bremsklotz dieser hochveranlagten Mannschaft sein soll. Das Endspiel wird seinem Namen also mehr als gerecht.