Nach dem bitteren Aus der ÖFB-Nationalmannschaft am Dienstag gegen die Türkei kann man mit Fug und Recht behaupten, dass die Österreicher auf dieses Turnier stolz sein können. In den vergangenen zwei Wochen hat der heimische Fußball viel Zuspruch aus dem In- und Ausland erhalten. Ich bin auch sehr oft auf die Leistungen und das Auftreten des Nationalteams angesprochen worden. Es war offensichtlich, welch positiver Eindruck hinterlassen worden ist.
Nichtsdestotrotz hat man gemerkt, worin der Unterschied besteht, vom Außenseiter in einer Vorrundengruppe, die mit Abstand schwierigste bei der EM, innerhalb einer Woche zum Favoriten – für viele der kompletten Europameisterschaft – zu werden. Es hat sich wieder einmal bewahrheitet, dass eine K.o.-Phase doch noch einmal andere Gesetze hat. Ein günstiger Spielverlauf und hohe Effizienz, die das ÖFB-Team in der Vorrunde auszeichneten, verließen die Mannschaft im Achtelfinale. Gegen die Türkei schien sich das Momentum nach dem 1:2 auch auf Österreichs Seite zu verlagern. Letztlich fehlte jedoch das letzte Quäntchen Abschlussqualität und Spielglück. Außerdem kassierte das ÖFB-Team beide Treffer aus ruhenden Bällen, die es zuvor noch sehr gut verteidigt hatte.
In die Auslage gespielt
Darum muss man konstatieren, dass genau das der Fußball auf diesem Niveau mit sich bringt. Wenn an einem Tag nicht alles zusammenpasst, reicht es nicht. In K.o.-Spielen ist das natürlich doppelt bitter. Aber Österreich hat, gerade was die Zukunft anbelangt, wieder einen Schritt nach vorne gemacht. Das ÖFB-Team hat eine Identität gefunden und Werbung in eigener Sache betrieben. Was Fußball-Österreich in der Zukunft dahingehend helfen wird: Nach diesem Turnier werden einige rot-weiß-rote Akteure noch größeres Interesse bei internationalen Vereinen hervorrufen. Jeder Teamspieler, der einen Schritt zu einem noch besseren Verein macht, wirkt sich positiv auf die Qualität des Nationalteams aus.
Letztlich gilt es für das Nationalteam weiter Turniererfahrung zu sammeln, um sich als Mannschaft fußballerisch weiterzuentwickeln. Nach gezeigten Leistungen wird Österreich schon bei der im Herbst beginnenden Nations League, in der man als Favorit startet, öfter tiefstehende Gegner vorfinden, wozu ein Plan B oder C im eigenen Ballbesitz zwingend notwendig sein wird. Es wäre vermessen zu sagen, dass es schon bei dieser EM passieren hätte müssen. Der Plan, der bislang praktiziert wurde, war DAS Erfolgsrezept. Das große Ziel ist klar: Erstmals nach 1998 wieder bei einer WM dabei zu sein. Die Basis stimmt. Gelingt es, diese um fußballerische Facetten zu erweitern, ist vieles möglich.
Julian Baumgartlinger