Ein Traum kann leider auch platzen. Ich denke, jede und jeder von uns hat nach dem Abpfiff gegen die Türkei zunächst eine große innere Leere verspürt. Die Enttäuschung war und ist bei den rot-weiß-roten Fußball-Fans immer noch greifbar. Weil man im Achtelfinale zwar gegen einen starken, aber eben nicht gegen einen übermächtigen Gegner gespielt und verloren hat. Wir waren auf Augenhöhe – mindestens. Aber Fußball ist ein Ergebnissport, das hat uns dieses Match mal wieder schmerzhaft vor Augen geführt.

Gerade in knappen Duellen ist das Spielglück entscheidend. Kriegen wir nicht gleich in der ersten Minute ein so unglückliches Gegentor, verläuft die Partie gewiss anders. Ohne Führung und dem damit gewonnen Selbstbewusstsein kann ich mir nicht vorstellen, dass die Türken in der ersten Hälfte unser Pressing so mutig aus- und so geradlinig nach vorne spielen. Macht Christoph Baumgartner den Kopfball kurz vor Schluss rein, gewinnen wir dieses K.o.-Duell in der Verlängerung. Da bin ich mir sicher. Körperlich wären wir besser gewappnet gewesen als die Türken.

Aber das Glück war am Ende nicht auf unserer Seite. Dennoch möchte ich festhalten, dass wir kein schlechtes Spiel gemacht haben. Wir haben 90 Minuten Vollgas gegeben. Und besonders nach dem 0:2-Rückstand haben mir die Einwechslungen und auch die veränderte Spielweise, mehr über die Außenbahnen zu agieren, sehr gut gefallen. So fiel dann schließlich auch der Anschlusstreffer durch den eingewechselten Michael Gregoritsch.

Apropos Gregoritsch: Er war es, der im Interview nach dem Abpfiff bewegend festgestellt hat, dass wohl noch nie so viele Österreicherinnen und Österreicher eine Fußball-Europameisterschaft mitverfolgt haben und diese Mannschaft die Menschen im Land ein Stück weit zusammengeführt und vereint hat. Dies ist im ersten Moment zwar weder Ersatz noch Trost für diese bittere Niederlage.

Ich habe jedoch die große Hoffnung, dass dieses Gefühl anhält und uns gemeinschaftlich die als nächstes anstehende Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2026 in Nord- und Mittelamerika positiv bestreiten lässt. Vielleicht sind wir 2024 in Deutschland noch etwas mehr Fußball-Nation geworden.

Und wenn ich zum Abschluss schon bei den Deutschen bin: Der Gastgeber dieses Turniers bestreitet für mich am Freitag bereits das vorgezogene Europameisterschafts-Finale gegen Spanien. Diese beiden Teams sind die Besten des bisherigen Turnierverlaufs. Doch auch für Deutschland oder Spanien wird schon nach dem Viertelfinale ein großer Traum platzen. So hart ist Fußball eben.

Carina Wenninger (33) hat 127 Mal fürs ÖFB-Team der Frauen gespielt und wurde mit Bayern und AS Roma Meister.