Österreichs Triumph gegen die Niederlande hat mich nachhaltig beeindruckt. Als die ganze Fankurve im Berliner Olympiastadion inklusive Mannschaft und Betreuerstab „I am from Austria“ gesungen hat, war es ein echter Gänsehautmoment. Ganz Europa feiert gerade Österreich – einerseits für den Erfolg, andererseits für die Art und Weise, Fußball zu spielen. Österreich hat die Niederländer schlicht und ergreifend überpowert. Klar hatten die Niederländer auch Chancen und glänzten nicht mit Effizienz. Trotzdem waren sie nach den ersten 20 Minuten definitiv beeindruckt. Es ist immer wieder überraschend zu sehen, dass Mannschaften, obwohl sie mittlerweile wissen sollten, mit welcher Intensität die Österreicher starten, es nicht hinbekommen, sich darauf einzustellen. Die Antwort: Das ÖFB-Team setzt seine Stärken gerade überragend um.
Die Elftal hat in diesem Spiel auch rotiert, dies jedoch relativ schnell revidiert und noch vor der Halbzeit mit Xavi Simons einen Schlüsselspieler in die Partie gebracht. Bei unserem Nationalteam hat man hingegen das Gefühl, es ist selbstverständlich, auf mehr als nur elf Stammspieler zu setzen. Dazu bringen auch die Wechsel die nötigen Impulse und funktionieren sofort. Man spürt, dass das Vertrauen, das Ralf Rangnick dem Team gibt, zu 100 Prozent zurückgezahlt wird.
Da spielt ein Romano Schmid von Beginn an und bedankt sich dafür mit einem Kopfballtreffer und einer starken Leistung. Leopold Querfeld, nominell fünfter Innenverteidiger, der bei dieser EM schon zum Einsatz kam, fügt sich trotz des hohen Drucks nahtlos ins Kollektiv ein. Es ist beachtlich, wie geschlossen die Mannschaft wirkt. Es sind ehrliche Emotionen eines verschworenen Haufens. Das sieht und spürt man im Stadion. Das Selbstvertrauen ist unermesslich – zu Recht.
Mit der Türkei wartet im Achtelfinale ein Gegner, den das ÖFB-Team im März in einem Test 6:1 bezwungen hat. Mit dem Selbstverständnis, das sich Österreich aufgebaut hat, geht man als klarer Favorit ins Spiel. Spätestens seit der jüngsten Begegnung auch für ganz Europa.
Julian Baumgartlinger