Ab jetzt dürfen wir träumen. Mit dem Achtelfinale beginnen die Alles-oder-nichts-Spiele. Und ich will vorweg sagen: Wir können nur noch gewinnen. Alles, was jetzt kommt, ist bereits mehr, als selbst viele Österreicherinnen und Österreicher vor Turnierbeginn erwartet hatten. Dieses Gefühl, schon etwas Großes erreicht zu haben, gilt es in die K.o.-Phase mitzunehmen. Dieses Gefühl kann und muss uns von nun an tragen.

Dabei ändert sich gegen die Türkei ein durchaus entscheidendes Detail: Wir werden von einem Underdog in der Gruppe zum Favoriten im Achtelfinale. Das liegt nicht nur an unserem überraschenden wie überzeugenden Gruppensieg, sondern auch an unserem 6:1-Testspielsieg gegen die Türkei im März. Klar, dieses hohe Ergebnis täuscht über die tatsächliche Kräfteverteilung hinweg. Aber es ist ein weiterer Beleg für einen konstant erfolgreichen Weg, auf dem wir uns seit Monaten befinden. Ich habe übrigens keine Sorge, dass wir durch dieses 6:1 Gefahr laufen, den Gegner auf die leichte Schulter zu nehmen. Im Gegenteil: Es sollte uns selbstbewusst machen. Das Wissen, dass wir die Türken schlagen können, wird uns helfen.

Ohne Frage: Die Türkei hat sehr viele gute, aufstrebende Spieler, die sich auf europäischer Bühne ganz gewiss präsentieren wollen. Aber ihnen fehlen gegen uns ihr Spielmacher Hakan Calhanoglu und Innenverteidiger Samet Akaydin. Beide hätten gegen uns zu hundert Prozent gespielt. Das ist sicherlich kein Nachteil für uns. Und bestärkt mich darin, die Favoritenrolle anzunehmen – wir werden sie so oder so nicht los. Bitte nicht falsch verstehen: Ich erwarte ein ganz schwieriges Spiel gegen die Türkei. In Deutschland sind sehr viele Türkinnen und Türken zu Hause, die das Achtelfinale in Leipzig für uns zu einem Auswärtsspiel machen werden. Die Stimmung wird ganz sicher großartig, möglicherweise auch hitzig werden.

Wenn wir das Drumherum einigermaßen ausblenden und unseren Spielfokus voll einschalten können, werden wir das Spiel dominieren. Von jetzt an gibt es kein Haushalten der Kräfte mehr, keine Gelegenheit mehr, einen Spieler zu schonen oder die Möglichkeit, auf ein bestimmtes Ergebnis zu spielen. Aber das kommt unserer intensiven Spielweise ohnehin entgegen.

Sie merken es vielleicht: Ich bin bereits voll im Alles-oder-nichts-Modus. Es geht nur ums Weiterkommen – und idealerweise auch darum, im Moment zu bleiben. Auch wenn dies gar nicht so leicht ist, weil wir alle ja wissen, dass in einem möglichen Viertelfinale dann der Sieger aus dem Spiel Rumänien gegen Holland warten würde. Und irgendwie beschleicht mich das Gefühl: Auch im Viertelfinale hätten wir durchaus gute Chancen, im Turnier zu bleiben. Wie eingangs schon erwähnt: Ab jetzt dürfen wir träumen.