Praktizierter Offensivfußball, viele Abschlüsse und tolle Tore. Was den Zuschauerinnen und Zuschauern bei dieser Euro geboten wird, ist titelreif. Dabei erleben sogar Treffer aus der Distanz eine Renaissance. Generell gibt es in vielen Spielen richtig schöne Weitschüsse zu sehen. Selbst die Spanier nutzen dies in diesem Sommer als zusätzliches Mittel – das hat mich im Spiel gegen Italien neben ihrer enorm hohen fußballerischen Klasse beeindruckt.
Was mich ansonsten begeistert: Die spannende Mischung aus sehr jungen, extrem aufstrebenden Spielern und erfahrenen Stars auf dem Rasen. Deutschland ist dafür ein gutes Beispiel. Toni Kroos mit 34 Jahren und Manuel Neuer mit 38 Jahren geben der Mannschaft den Halt, während Jamal Musiala und Florian Wirtz mit jeweils 21 Jahren offensiv herausragen können und dürfen. Ohne Frage: Mit Musiala und Wirtz haben die Deutschen ein Traumduo mit Weltklasse-Qualität, das die Hoffnungen auf den Titel beflügelt und unabhängig vom Ausgang dieser Euro eine vielversprechende Zukunft vor sich hat.
Apropos Weltklasse: Ich bin ein riesiger Toni-Kroos-Fan und war in den vergangenen Jahren immer wieder verwundert, wie – gemessen an dem, was er bei Real Madrid erreicht hat – gering die Wertschätzung in Deutschland für ihn war. Jetzt hat sich auch in seinem Heimatland das Bild und die Stimmung total gedreht, was mich für ihn persönlich sehr freut. Wir sehen den besten Toni Kroos aller Zeiten. Und das erkennen auch seine Mitspieler. Er wird von ihnen permanent gesucht, er bekommt fast immer den Ball, er ist der Taktgeber im deutschen Spiel.
In diesem Zuge möchte ich auch gleich noch eine Lanze für Manuel Neuer brechen, der nach seinem Comeback nach langer Verletzung schon sehr in der Kritik stand. Er hat schon jetzt bewiesen, dass er nach wie vor Weltklasse-Format hat. Genauso übrigens wie Frankreichs N´Golo Kanté, der mit 33 Jahren mittlerweile in Saudi-Arabien in einer Liga kickt, die ihn hier nicht mehr so wirklich auf den Radar bringt. Was er bei diesem Turnier auf den Platz bringt, erinnert mich an seine alten Chelsea-Zeiten.
Und dann trumpfen in anderen Partien immer wieder neue Stars wie der türkische Arda Güler mit 19 Jahren groß auf. Es scheint, als werden die Spieler mit Weltformat immer jünger. Die ganz starken Routiniers sind dennoch nicht zu ersetzen. Im Gegenteil: Sie werden im Alter noch wichtiger, weil ihre Anwesenheit und Erfahrung es manchmal den Jungen erst ermöglicht, sich auf dem Platz sorglos zu entfalten. Das werden wir gerade in der K.o-Phase noch erleben.