Der Kroatien Urlaub im Sommer ist für so manche Familien ein fixer Bestandteil im Terminkalender. Von Opatja bis Dubrovnik gibt es feine Buchten, um eine Auszeit zu nehmen. Gegen die Spanier schwamm auch das kroatische Nationalteam kräftig und ging mit Pauken und Trompeten 0:3 unter. Trainer Zlatko Dalić entschuldigte sich bei dem erfolgsverwöhnten kroatischen Volk mit einem heimischen „Oprostite“, was aber keine Aufforderung war, auf die Leistung anzustoßen.
Ganz im Gegenteil, die mehr als etablierten Mittelfeldkünstler bekamen richtig ihr Fett ab. Wieviel Power bringen sie gemeinsam noch auf den Rasen? Ist der Akku bald leer bei Luka Modric, Mateo Kovacic und Marcelo Brozovic, die es zusammen auf sage und schreibe 375 Länderspiele bringen? Allein das sollte einen Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde bringen. Durch situatives Pressing und aggressives Zweikampfverhalten des Gegners konnten die Kroaten im Auftaktspiel aber nie wirklich ins Spiel kommen. Die Hintermannschaft konnte die vertikalen, schnellen Umschaltmomente nicht verteidigen, im Mittelfeld glänzten die technischen Fähigkeiten des Ausnahme-Trios der „Karierten“ kaum.
Und heute wartet ein schwieriger Tanz gegen die feurigen Albaner. Deren brasilianische Übungsleiter Sylvinho sollte es ja am besten wissen, wie man die Hüften taktvoll zum Schwingen bringt. Lange Zeit an der Seite von Tite und dem brasilianischen Nationalteam scheint ihm das Handwerk als Nationalcoachs richtig zu liegen. In Pressekonferenzen schwört er die albanische Fußballgemeinschaft mit Schlagwörtern wie „Schweiß, Herz und Seele“ zusammen und schreckt vor großen Entscheidungen nicht zurück. Großes Herz und Leidenschaft steckt wirklich im Team, welches auf dem Blatt Papier keine großen Namen aufweisen kann.
Für Kroatien ist das Spiel aber ein „Muss-Sieg“ – in Sachen Qualität und Erfahrung liegen sie schon vor dem Spiel 1:0 in Führung. Und jeder weiß, Modric & Co können immer noch den Turbo beim Motorboot einschalten. In meiner-Balkan Küche wird es heute übrigens Cevapcici auf dem Grill mit selbstgemachtem Ajvar und frischen Zwiebeln geben. Zum Schmusetiger werde ich danach wahrscheinlich nicht mehr.
Johnny Ertl (41), Ex-Fußballer mit Stationen bei Sturm, Austria Wien, Crystal Palace, TV-Experte, Forstwirt, Unternehmer