Bereits vor dem Spiel gegen Österreich haben sich Marcus Thuram und Kylian Mbappé in für Fußballer oft unbekannte, weil polarisierende Gewässer gewagt: Sie bezogen kritisch Stellung zum politischen Klima in Frankreich. Spielern wird häufig vorgehalten, eindimensional und desinteressiert an Themen außerhalb der Fußballblase zu sein. Jedoch zeigt der Aufruhr, der die Kommentare der beiden ausgelöst hat, wie kompliziert es für Spieler sein kann, sich in gesellschaftspolitischen Themen zu äußern.
Sie warnten vor einem zunehmenden Rechtsruck der politischen Machtverhältnisse Frankreichs und forderten die Bevölkerung auf, Verantwortung zu übernehmen und für eine liberale Gesellschaft einzustehen. Ich habe großen Respekt vor der Courage der beiden Stars der Équipe Tricolore, trotz der bevorstehenden sportlichen Herausforderung ihre Stimme zu erheben. Obwohl Fußball gerade wieder die schönste Nebensache der Welt ist, gibt es Dinge, die auch vor und nach der EM den Alltag der Menschen bestimmen.
Da das Aufkommen politischer Extreme so präsent ist wie schon lange nicht, ist der Denkanstoß mehr als berechtigt. Diese verbalen Offensivaktionen beweisen, dass auch Topstars über den Tellerrand blicken.
Julian Baumgartlinger, Ex-ÖFB-Teamkapitän, ist EM-Experte der Kleinen Zeitung
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