England gegen Deutschland vor 40.000 Fans im Wembley. Der absolute Klassiker bei Großevents war die wohl endgültige Wiedergeburt des europäischen Fußballs. So viel Geschichte, so viel Rivalität, so viel Klasse. Völlig logisch also, dass die Briten im Achtelfinale ganz besondere Unterstützung bekamen. Prinz William und Herzogin Kate sorgten für royalen Beistand, der zu Beginn jedoch noch nicht ausschlaggebend werden sollte.
Denn die Anfangsphase lebte vielmehr von der großen Historie dieses Duells und nicht von den spielerischen Aktionen beider Mannschaften auf dem Feld. Niemand wollte den ersten Fehler begehen, von spektakulärem Offensivfußball ohne Rücksicht auf Verluste war man ebenso weit entfernt, wie England in den letzten Jahren von einem Sieg über die Deutschen. Seit 1966 warteten die "Three Lions" auf einen Erfolg über den Angstgegner in einer K.o.-Runde - bis zum heutigen Dienstag.
Im ersten Durchgang hatte Harry Kane die vielversprechendste Möglichkeit für seine Mannschaft (45.), verdribbelte sich vor dem Tor aber. Auf der anderen Seite vergab Timo Werner die beste Möglichkeit (32.). Der Chelsea-Legionär scheiterte alleine vor Premier-League-Kontrahenten Jordan Pickford und so ging es tor- und weitestgehend ereignislos in den zweiten Durchgang. Und auch in diesem hielt der Klassiker lange Zeit nicht, was er versprach - bis zur 75. Minute, als Raheem Sterling das Wembley zum Beben brachte.
Nach Vorarbeit von Luke Shaw musste der Manchester City-Star nur noch den Fuß hinhalten, um sich in die Geschichte des englischen Fußballs zu schießen. Denn die Engländer brachten den knappen Sieg tatsächlich über die Zeit, vor allem weil Thomas Müller in der 81. Minute ungewohnte Schwächen zeigte. Nach einem Fehler in der Hintermannschaft lief der Bayern-Stürmer alleine auf Pickford zu, Sterling und Fans hatten gleichermaßen bereits die Arme über den Kopf zusammengeschlagen, rissen sie wenige Augenblicke später aber in die Höhe. Zunächst, weil Müller vergab, in der 86. Minute, weil Harry Kane für die Entscheidung sorgte. Der bei dieser EM bisher glücklose Stürmer köpfelte nach Flanke von Jack Grealish das gesamte Land ins absolute Glück.