Alle Neune könnte man sagen. Italien startete daheim in Rom in eine Fußball-EM, die auswärts in London enden soll; dann im Finale. Und in der Eröffnungspartie zumindest erwies sich die Mannschaft von Roberto Mancini gegen die Türkei durchaus als das, was man im Vorfeld erwartet hatte: Als Mitfavorit auf den EM. Schließlich war der 3:0 (0:0)-Sieg über die Türken der neunte Sieg in Folge für die „Squadra Azzura“, die damit schon seit 28 Spielen und seit dem 10. September 2018 ohne Niederlage ist.
Doch es dauerte, bis die Italiener die Türken geknackt hatten. Und das, obwohl schon die erste Spielhälfte wie eine Einbahn in Richtung Tor von Ugurcan Cakir lief. 13 Mal probierten es die Italiener, drei Mal sogar aufs Tor – ein Treffer blieb aber aus. Und die Türken? Schafften es nicht ein einzige Mal aufs Tor von Donnarumma zu schießen. Doch lange Zeit hielt die türkische Mauer den rollenden Angriffen stand. Sie musste sich erst selbst schlagen, sozusagen, um eingerissen zu werden. Soll heißen: Berardi gibt vom Fünfereck scharf zur Mitte, Demiral kann nicht mehr ausweichen und blockt den Ball ins eigene Tor (53.). Ein Tor, gegen dass er sich nicht einmal wirklich wehren konnte. Das erste EM-Tor 2021 als Eigentor.
Dieses Tor, es sollte der Startschuss für die Italiener sein, die mit der weggefallenen Last des Treffenmüssens befreit aufspielten. Ciro Immobile, die Nummer eins im Sturm von Mancini, aber international bisher oft ein Lüfterl, war dort, wo ein Torjäger sein muss: Zur Stelle, als Cakir einen Schuss des starken Außenverteidigers Spinazzola nur nach vorne abprallen lassen konnte (66.).
Und schließlich war auch noch der vielleicht beste Mann der Italiener zur Stelle – und das nach eine Aktion, die die vielleicht wahre Gefährlichkeit der Italiener unterstrich: Nach einem Fehler der türkischen Hintermannschaft spielte Immobile den schnellen, blinden Pass – und Insigne (79.) war zur Stelle.
Das Land und die Fans sind erlöst. Von der Zeit des Fußballs ohne Fans und dem Druck der Erwartung. Dafür lastet nun wirklich eine neue Last auf den Schultern: die des Erfolges.