Viele feierten friedlich, aber einige wenige benahmen sich daneben: Vor dem EM-Finale in London haben zahlreiche Fußballfans versucht, ins Wembley-Stadion zu stürmen und das auch teilweise geschafft. In Videos waren hässliche Szenen zu sehen, die Schlägereien an den Eingängen zum Stadion zeigten. In der Innenstadt der britischen Metropole herrschte in den Stunden vor dem Spiel England gegen Italien teilweise Ausnahmezustand. Es gab 49 Festnahmen und 19 verletzte Polizisten.
Nach der Niederlage der englischen Mannschaft versuchte die Polizei die Menschenansammlungen vor der Arena aufzulösen. Die Polizei sprach auf Twitter von 49 Festnahmen im Laufe des Tages. Bei Auseinandersetzungen mit Fans am Rande des Finalspiels sind nach Behördenangaben 19 Polizisten verletzt worden. Das sei völlig inakzeptabel, erklärte die Polizei Montagfrüh via Twitter. Die Polizei dankte zugleich Zehntausenden Fans, die sich friedlich verhalten hätten. Von den Stadion-Betreibern hieß es zunächst, niemand sei ohne Ticket ins Stadion gekommen. Die UEFA bestätigte zwar, dass Fans Barrieren durchbrochen hätten. Sie hätten sich jedoch keinen Zugang zum Innenbereich des Stadions verschafft.
Später hieß es in einer Mitteilung des Wembley-Stadions jedoch, eine kleine Gruppe von Menschen sei ins Stadion gelangt. Man arbeite eng mit Stadionpersonal und Sicherheitsleuten zusammen, um diese Leute aus dem Stadion zu entfernen. "Jeder ohne Karte im Stadion wird sofort rausgeworfen." Im Stadion war offenbar deutlich spürbar, dass Zuschauer ohne Karten in der Arena waren. Ein Medienvertreter schrieb auf Twitter, eine Sicherheitskraft habe von einem "kompletten Albtraum" gesprochen. Niemand habe ihren Block seit 19.30 Uhr verlassen oder betreten können, weil er so voll sei. Ein anderer Journalist schilderte, dass Zuschauer ohne Plätze stehen würden und auf einigen Sitzen zwei Leute säßen.
Londons Bürgermeister Sadiq Khan hatte Stunden vor dem Aufruf eindringlich an die Fans appelliert, nur zum Wembley-Stadion zu fahren, wenn sie auch ein Ticket haben - allerdings vergeblich. Schon am frühen Nachmittag feierten auf dem Wembley Way, dem rund 600 Meter langen Weg zwischen der U-Bahn-Station Wembley Park und dem Stadion, Zehntausende Fans ohne jeglichen Abstand und ohne Masken, dafür aber mit viel Alkohol. Ähnliche Szenen boten sich dann später auf anderen beliebten Plätzen wie dem Piccadilly Circus und am Leicester Square. Die Polizeibeamten hätten alle Hände voll zu tun, hieß es. "Wir haben gesehen, wie Menschen von Lampen oder Werbetafeln springen, das kann sehr schnell zu Verletzungen führen", warnte die Polizei. "Wir mahnen alle dazu, vorsichtig zu sein und aufeinander aufzupassen."