Die Polen hätten keine Probleme, den Engländern im Wembley-Stadion Paroli zu bieten. 700.000 leben in Großbritannien. Schon allein mit der Population in London (150.000) wären sie locker in der Lage, die Hälfte der Zuschauer im Halbfinale der Europameisterschaft zu stellen. Doch ihr Team war schon nach der Gruppenphase für die Euro verloren.
Den dänischen Fußballern erging es da trotz zweier Niederlagen wesentlich besser, sie stehen im Halbfinale. Dafür sind ihre Fans krass benachteiligt, denn sie dürfen für das Match nicht von der Heimat aus in das Brexit-Land einreisen. 25.000 Dänen leben in Großbritannien, über das gesamte Vereinigte Königreich verstreut. Wieviele von ihnen dem Fußball huldigen, wurde nicht erhoben. Die - optimistisch geschätzt - maximal 2000 bis 3000 Anhänger werden untergehen, wenn fast 60.000 die "Three Lions" anfeuern.
Den faktischen Ausschluss der auswärtigen Fans als späte Rache der Engländer für einstige Unterdrückung zu bezeichnen, wäre indes doch etwas kühn. Vor 1000 Jahren herrschten noch die Dänen auf der Insel, ehe sie vertrieben wurden. In der englischen Mannschaft erinnert heute kein Name mehr an die Wikinger. Entweder sind sie keltischen (Kane, Maguire) bzw. angelsächsischen Ursprungs (Foden, Stones) oder nach dem historischen Jahr 1066 entstanden (Mount, Grealish).
Die ältesten Flaggen
Dabei würden die Flaggen der beiden Fußballnationen einander prächtig ergänzen. Tatsächlich gehen beide Fahnen auf die Kreuzzüge zurück, das Staatsemblem Dänemarks soll überhaupt die älteste Flagge der Welt sein (seit 1219). Bei den Skandinaviern ist das Kreuz weiß und auf rotem Grund gezeichnet, das englische Georgskreuz ist - exakt umgekehrt gehalten - ein rotes auf weißem Feld.
Und schließlich seien auch noch die Hymnen erwähnt. Hier geben sich die Engländer royal und lassen (im Gegensatz zu Schotten und Walisern) das königliche "God save the Queen" spielen. Dänemark tut das nicht, obwohl es die Gelegenheit dazu hätte, denn es gibt zwei offizielle Hymnen. Eine ist dem Königshaus gewidmet, die andere dem Land. Im Fußball kommt Letztere zum Zug.