Beim Anblick der italienischen Defensive empfindet man vor dem heutigen Duell zwischen Italien und der Schweiz durchaus Mitleid mit der Offensivabteilung der Eidgenossen. In der Innenverteidigung warten mit Giorgio Chiellini (36 Jahre) und Leonardo Bonucci (34 Jahre) sieben Jahrzehnte Erfahrung auf Breel Embolo und Co. Eine Reihe dahinter steht zwar ein weitaus jüngerer, aber kaum unerfahrener Star im Tor der "Squadra Azzurra". Gianluigi Donnarumma geht mit erst 22 Jahren in sein 28. Länderspiel und ist auf dem besten Weg, in die großen Fußstapfen seines legendären Vorgängers und Namensvetters Gianluigi Buffon zu treten.

Denn "Gigio" zählt schon längst zur Elite im internationalen Fußball. Zwar kommt es einem erst wie gestern vor, als das damalige Nachwuchstalent mit 16 Jahren und 242 Tagen im Oktober 2015 sein Debüt für den AC Milan gab und den Rekord für den jüngsten Tormann der Serie A aufstellte. Mit seiner abgebrühten Art avancierte der gebürtige Süditaliener aus Castellammare di Stabia schnell zum Fan-Liebling. "Ich schaue nicht auf das Alter, sondern auf die Leistung", erklärte der damalige Milan-Coach Sinisa Mihajlovic und ließ somit alle Diskussionen über die zukünftige Nummer eins im Keim ersticken.

Mihajlovic verließ die Mailänder zwar ein halbes Jahr darauf, der damals 16-Jährige ließ sich aber nicht mehr aus dem Kasten im San Siro verdrängen, spielte die Saison hervorragend zu Ende und wurde von zahlreichen Experten und Trainern als "Wunderkind" betitelt. Ruhig, sympathisch und vor allem äußerst erfolgreich – die neu geborene Klub-Legende spendete den Fans in Mailand in sportlich eher dürren Zeiten Hoffnung auf eine goldene Zukunft.

Diese goldene Zukunft, sollte sie noch kommen, wird Donnarumma aus der Ferne bestaunen. Nach Jahren der Harmonie trennen sich die Wege im Sommer. Die Mailänder wollten nicht auf die Gehaltsforderungen eingehen, holten mit Mike Maignan vom OSC Lille bereits einen Nachfolger. "Gigio war Anführer und Kapitän. Die Leute verstehen nicht, dass ein Profi auch bereit sein muss, die Trikots zu wechseln. Ich weiß, dass das schwer zu akzeptieren ist", erklärte der technische Direktor Paolo Maldini.

Die Ultras ließen ihrem Unmut und Herzschmerz trotzdem freien Lauf. Anfang Mai konfrontierten mehrere Anhänger "ihren" Donnarumma, forderten eine sofortige Vertragsverlängerung von ihm. Diese blieb aus. PSG wird den 22-Jährigen verpflichten und so für das abrupte Ende einer, für diese Zeiten, ungewöhnlich langen Romanze im internationalen Spitzenfußball sorgen. Übrigens: Gianluigi Buffon (43) wechselt ebenfalls und kehrt nach 20 Jahren zu seinem Jugendklub FC Parma zurück.