Es waren Bilder, die man so schnell nicht vergisst: Die schockerstarrten dänischen Fußballer, die ihre Gefühle nur schwer unter Kontrolle halten konnten, als sie sich um Christian Eriksen aufstellten, um den Blick auf die Arbeit der Ersthelfer zu verstellen und so ein wenig Pietät walten zu lassen. Die hektischen Bewegungen dahinter, die erahnen ließen, dass die Lage Ernst war.
Es wurden schlimme Erinnerungen an das Halbfinale im Confederations Cup 2003 in Lyon wach, als der Kameruner Marc-Vivien Foé im Spiel gegen Kolumbien plötzlich zusammenbrach und auf Höhe der Mittellinie regungslos liegen blieb. Kurz darauf starb Foé. Die Todesursache: Herzversagen.
Indes stürmte die Lebensgefährtin des bei Inter Mailand engagierten Dänen Eriksen im Dress ihres Freundes an den Spielfeldrand, wurde dort von Verbandsmitarbeitern beruhigt, ehe Dänemarks Kapitän Simon Kjaer mit Tormann Casper Schmeichel und der Kunde der Entwarnung zu ihr gelaufen kam.
Es war der erste Moment nach langen Minuten, in denen es im Parken-Stadion von Kopenhagen gespenstisch leise wirkte, in denen alle mit ihren Emotionen kämpften und bangten. Denn in Minute 42 der ersten Partie der Dänen gegen Finnland war Eriksen am Spielfeldrand plötzlich zusammengebrochen – und er wie die Ersthelfer kämpften um sein Leben. Erfolgreich, wie sich zeigen sollte, denn nach 20-minütiger Erstversorgung wurde er vom Feld gebracht, es tauchten erste Fotos auf, in denen er die Augen bereits geöffnet hatte.
Aber es dauerte mehr als eine quälend lange Stunde, ehe der dänischen Verband DBU mitteilte, dass der 29-Jährige bei Bewusstsein sei und ins Reichskrankenhaus gebracht wurde. „Wir haben Kontakt mit Christian gehabt, und die Spieler haben mit ihm gesprochen. Es geht ihm gut“, sagte der Direktor des dänischen Fußballverbandes DBU, Peter Möller, dem Rundfunksender DR. Eriksens Agent Martin Schoote sagte im niederländischen Radio, er habe kurz mit dem Vater des Inter-Mailand-Profis gesprochen, der ihm gesagt habe, dass Eriksen atmen und sprechen könne. „Das sind die Nachrichten, die wir im Moment haben, und über die wir froh sind.“
„Momente wie diese relativieren alles im Leben. Ich wünsche Christian eine vollständige und schnelle Genesung und bete, dass seine Familie Kraft und Glauben hat“, wurde Aleksander Ceferin als Präsident der Europäischen Fußball-Union auf Twitter zitiert.
Das Gespräch mit Eriksen schien den Spielern aber wieder Kraft gegeben zu haben, auf ihren Wunsch, so hieß es, wurde die zunächst natürlich abgebrochene Partie fortgesetzt. Auch die nahm für Dänemark kein gutes Ende: Finnland siegte bei seiner WM-Premiere 1:0 – Pohjanpalo köpfelte eine Flanke von Uronen ins Netz. Gejubelt wurde verhalten, die Hände gingen auf dem Feld nicht in die Höhe, die finnischen Fans, die zuvor den Gegnern mit respektvollem Applaus ihre Hochachtung signalisiert hatten, waren kaum zu halten.
Die Dänen? Pierre-Emile Hojberg vergab auch noch einen Elfer (74.), Lukas Hradecky hielt den extrem schlecht geschossenen Ball. Es gab viel zu verdauen an diesem Abend. Aber Christian Eriksen lebt. Das ist das Wichtigste. Und die sportliche Chance auf den Aufstieg ist auch noch da; trotz 0:1.