Spanien hat sich nach einer überzeugenden Fußball-EM die Krone aufgesetzt. Die beste Mannschaft des Turniers setzte sich am Sonntag im Finale in Berlin gegen England mit 2:1 (0:0) durch. Mit dem vierten EM-Titel nach 1964, 2008 und 2012 ist Spanien nun alleiniger Rekordeuropameister. Die Tore für die Spanier erzielten Nico Williams (47.) und Mikel Oyarzabal (86.). Cole Palmer war für die „Three Lions“ der zwischenzeitliche Ausgleich gelungen (73.).

Die von Luis de la Fuente betreuten Spanier beendeten die Endrunde in Deutschland mit sieben Siegen in sieben Spielen und einem Torverhältnis von 15:4. England dagegen scheiterte zum zweiten Mal in Folge in einem EM-Finale, die Titel-Durststrecke seit der Heim-WM 1966 hält weiter an.

Englands im Turnierverlauf bereits heftig kritisierter Teamchef Gareth Southgate kehrte in der Defensive zu einer Viererkette zurück. Luke Shaw stand erstmals seit Februar in einem Pflichtspiel in der Startelf und sollte links hinten die Kreise von Spaniens Jungstar Lamine Yamal einengen. Dieser avancierte einen Tag nach seinem 17. Geburtstag zum jüngsten Spieler, der je ein EM-Finale bestritten hat. Seine im Halbfinale gesperrten Teamkollegen Dani Carvajal und Robin Le Normand standen in der Abwehr wieder in der Startformation.

Southgate blieb seinem auf Sicherheit bedachten Fußball treu. Die von Thronfolger Prinz William und der Mehrzahl der Fans im Olympiastadion unterstützten Engländer überließen den von den Buchmachern leicht favorisierten Spaniern das Spiel. Diese verzeichneten vor den Augen von König Felipe VI. in den ersten 15 Minuten zwar knapp 80 Prozent Ballbesitz, klare Torchance ließen die Briten in der ersten Hälfte aber keine zu. Den ersten Schuss aufs Tor der Partie gab Phil Foden kurz vor dem Pausenpfiff ab, sein Volley wurde für Spanien-Keeper Unai Simon aber zur leichten Beute (45.+1).

Nico Williams sorgte für Blitzstart in Hälfte zwei

Rodri musste offenbar wegen Oberschenkelproblemen in der Halbzeit aus dem Spiel, für ihn kam Martin Zubimendi. Geschockt wirkten die Spanier vom Ausfall ihres Mittelfeld-Organisators aber keinesfalls. Der von Carvajal eingesetzte Yamal zog zur Mitte und bediente Williams ideal. Der 22-Jährige von Athletic Bilbao vollendete die erste gute Kombination der Iberer 70 Sekunden nach Wiederbeginn zu seinem zweiten Turniertor im langen Eck.

Spanien blieb am Drücker. Dani Olmo setzte den Ball am langen Eck vorbei (49.), Williams verfehlte das Ziel mit einem Distanzschuss ebenfalls nur knapp (56.). Englands Kapitän Harry Kane musste im Sturmzentrum bereits nach 60 Minuten Halbfinal-Held Ollie Watkins Platz machen. Jude Bellingham klopfte an (64.), auf der Gegenseite parierte Englands Goalie Jordan Pickford einen gefährlichen Linksschuss von Yamal (66.).

Freudentränen hier, Enttäuschung dort: Das EM-Finale zwischen Spanien und England in Bildern

Southgate warf auch noch Palmer in die Partie - und hatte Erfolg. Dem Chelsea-Jungstar gelang nur drei Minuten nach seiner Einwechslung mit seinem zweiten Ballkontakt der Ausgleich. Bellingham hatte ihm den Ball mustergültig zurückgelegt, der 22-Jährige traf mit der Innenseite. Zubimendi hatte den Schuss noch leicht abgefälscht. Das Spiel war nun völlig offen, vom Abtasten der ersten Hälfte nichts mehr zu spüren.

Goldtor durch Mikel Oyarzabal

„La Roja“ hatte das bessere Ende für sich. Ein Yamal-Schuss aus guter Position ging noch zu zentral auf Pickford (82.), vier Minuten später fand Marc Cucurella mit einem idealen Querpass den eingewechselten Oyarzabal, der die Spanier im Rutschen zum Titel schoss. Der Offensivmann von Real Sociedad hatte die Aktion selbst eingeleitet. Die Engländer fanden noch eine Doppelchance auf den Ausgleich vor. Bei einem Kopfball von Declan Rice rettete Simon, den folgenden Versuch von Marc Guehi klärte Olmo auf der Linie (90.).

Die Spanier haben damit vier von fünf EM-Endspiele, an denen sie teilgenommen haben, gewonnen. Nur 1984 gegen Frankreich gingen sie mit 0:2 als Verlierer vom Platz. Seit 2012 setzte sich im Finale von EM- oder WM-Turnieren zudem zum siebenten Mal in Folge jenes Team durch, das zwischen Halbfinale und Endspiel einen Tag länger Pause hatte.