Als Spaniens Jungstar Lamine Yamal heute vor 17 Jahren das Licht der Welt erblickte, konnte sein Nationalmannschafts-Kollege Jesus Navas schon einiges an Routine im Feiern von Titeln vorweisen. Der inzwischen 38-Jährige hatte bereits zwei Mal den UEFA-Cup und ein Mal die Copa del Rey mit dem FC Sevilla gewonnen.

Navas nimmt eine Sonderstellung unter den je 26 spanischen und englischen Fußballern, die sich am Sonntag zum Europameister krönen können, ein. Als einziger Finalist hat der Rechtsverteidiger bereits Titel mit dem A-Team seines Landes gesammelt. 2010 wurde er mit der Furia Roja Weltmeister, 2012 Europameister. Der beindruckenden Titelsammlung von Navas fehlt die Champions League, ansonsten hat er ordentlich abgeräumt. Auf nationaler Ebene wurde er mit Manchester City Meister und Ligapokalsieger, mit Sevilla kamen ein weiterer Pokalsieg sowie zwei Triumphe in der Europa League dazu.

Domäne Cup

Dies soll kein Salz in die Wunden von Harry Kane streuen, aber an Titelerfahrung mangelt es zahlreichen Teilnehmern am EM-Endspiel ohnehin nicht. Vor allem im spanischen Kader weiß man Titel-Feste zu feiern, wie sie fallen. Barcelona-Mittelfeldspieler Fermin Lopez ist das einzige Kadermitglied, das mit komplett leeren Händen dasteht. Auch Arsenal-Tormann David Raya hat auf Vereinsebene noch nie etwas gewonnen, kann aber immerhin den kleinen Trostpreis des Nations-League-Siegs 2023 mit der Nationalmannschaft vorweisen.

Jesus Navas wurde 2010 Weltmeister
Jesus Navas wurde 2010 Weltmeister © imago

Auffällig am spanischen Aufgebot ist das Faible für den nationalen Pokal. 21 von 26 Spielern eroberten zumindest einmal den Cup. Alvaro Morata verteilt seine sechs Finalsiege auf Juventus (drei), Real Madrid (zwei) und den FC Chelsea. Dani Olmo ist fünffacher Pokalsieger (drei Mal mit Dinamo Zagreb, zwei Mal mit RB Leipzig). Noch ohne Cuptitel ist Yamal, dafür kam er 15-jährig auf dem Weg zu Barcelonas Meistertitel 2023 zum Einsatz. Bis zur Erfolgsbilanz der Routiniers Nacho und Dani Carvajal ist es für den Shootingstar jedoch noch ein weiter Weg. Das Duo gewann mit Real Madrid unter anderem sechs Mal die Champions League.

Gemeinsame Partys bei City

Diverse Spanier reüssierten im Land ihres EM-Finalgegners. Aymeric Laporte räumte mit Manchester City zahlreiche Titel ab, neben dem Sieg in der Champions League 2023 stechen sechs Meistertitel heraus. Vereinskollege Rodri ist vierfacher Premier-League-Champion. Mit John Stones, Kyle Walker und Phil Foden geht es am Sonntag gegen drei City-Kumpels. Gemeinsam stieß man schon bei so mancher Titelparty an. Die Schützlinge von Pep Guardiola sind es auch, welche die meisten Erfolge im englischen Kader einfahren konnten. Dies gilt auch für Ex-City-Akteur Cole Palmer.

Trent Alexander-Arnold, Joe Gomez (beide Liverpool) und Jude Bellingham (Real) wissen ebenfalls, wie sich ein Triumph in der Königsklasse anfühlt. Bellingham ist übrigens nicht der einzige englische Teamspieler, der schon spanischer Meister wurde. Kieran Trippier gewann 2021 mit Atletico die Liga.

Englische und spanische Erfolge im Juniorenbereich

Die Zahl der Kadermitglieder ohne Titel ist bei den „Three Lions“ ungleich höher als bei den Spaniern. Wie bei ihrem Kapitän Kane steht auch bei Jordan Pickford, Lewis Dunk, Adam Wharton, Eberechi Eze, Ollie Watkins und Ivan Toney die Null. Aaron Ramsdale, Marc Guehi, Ezri Konsa und Anthony Gordon haben mit ihren Klubs ebenfalls noch kein Edelmetall geholt, dafür kennen sie das Gefühl von Finalsiegen auf Nationalteamebene. Wie bitte? England, Warten seit dem WM-Titel 1966 und eh schon wissen.

Dieser Fakt schmerzt, wird jedoch zumindest ein wenig durch Erfolge im Juniorenbereich gelindert. Neun Kadermitglieder haben über die Jahre in diversen Altersstufen (U17-WM, U20-WM, U17-EM, U19-EM und U21-EM) Turniere gewonnen. Die gute Bilanz im Nachwuchs eint übrigens beide Anwärter auf den Gewinn der Europameisterschaft. Denn auf Seiten der Spanier haben gleich zehn Akteure Junioren-Titel (U17-EM, U19-EM und U21-EM) eingefahren. Wenn man so will, wurde die Basis für dieses EM-Finale auch durch die gute Nachwuchsarbeit in beiden Ländern gelegt. Bei Spanien ist nach der Dominanz vor eineinhalb Jahrzehnten eine neue Generation drauf und dran, für Glanzlichter zu sorgen. Jesus Navas ist die Brücke zwischen diesen Generationen.