Kein Tag ohne Sport auf den Bildschirmen. Ob die Fußball-EM 2024, Olympia oder die Tour de France: Die Bilder der Ereignisse sind allgegenwärtig. Doch nicht jeder zahlt dafür. Millionen Europäer verfolgen die Events nämlich illegal. Laut einer Studie des EUIPO haben zwölf Prozent der Bürger in der EU bereits auf Sportübertragungen aus illegalen Quellen zugegriffen oder solche gestreamt. Unter den Jüngeren (Altersgruppe 15 bis 24 Jahre) waren es mehr als ein Viertel (27 Prozent), die sich dazu bekannten, Sportübertragungen auf illegalen Online-Kanälen verfolgt zu haben.

Der Exekutivdirektor des EUIPO, João Negrão, dazu: „Wir alle fiebern einem Sommer voll spannender Wettbewerbe entgegen, und da ist Fair Play unverzichtbar – sowohl für die Spieler auf dem Platz als auch für die Zuschauer daheim. Die Rechte des geistigen Eigentums, die diese Sportereignisse und das Sporterlebnis der Fans schützen und steigern, dienen nicht nur der Förderung unserer Athleten, sondern auch als Inspiration für künftige Meisterschaften auf europäischer und internationaler Ebene. Indem wir die offiziellen Übertragungen anschauen und lizenzierte Produkte kaufen, sichern wir den Fortbestand unserer geliebten Sportarten auch für künftige Generationen.“

Doch es geht um viel Geld – und da sind Betrüger nicht weit. Das Ausmaß des Schadens durch diese Piraterie ist immens: Nach Schätzungen des EUIPO wird jedes Jahr mit Medienpiraterie ein illegaler Gesamtumsatz von einer Milliarde Euro erzielt. Emma Terho, Vorsitzende der Athletenkommission des Internationalen Olympischen Komitees: „Wenn die Fans Live-Sportübertragungen illegal streamen, ist das gesamte Finanzierungsmodell der olympischen Bewegung, das auf Solidarität beruht, gefährdet. Die Medienrechte würden ihren Wert verlieren, niemand würde mehr Medienrechte erwerben. Die Folgen für das solidarische Finanzierungsmodell der gesamten olympischen Bewegung wären enorm.“

Illegales Streaming ist im Sport weitverbreitet
Illegales Streaming ist im Sport weitverbreitet © IMAGO

Spitzenreiter ist Bulgarien: 21 Prozent der Befragten gaben zu, sich illegaler Online-Quellen bedient zu haben, um Sport anzusehen. Dahinter folgten Griechenland (20 Prozent), Irland, Spanien (je 19 Prozent) und Luxemburg (18 Prozent). Bei bulgarischen Jugendlichen war die Wahrscheinlichkeit, dass sie illegal Sportsendungen streamten, mit 47 Prozent am höchsten. Damit lagen sie deutlich über dem EU-Durchschnitt von 27 Prozent, gefolgt von Spanien (42), Griechenland (42), Slowenien (39) und Irland (34). Streaming ist dabei die beliebteste Methode für den Zugang zu illegalen TV-Inhalten – in der EU erfolgt 58 Prozent der Piraterie per Streaming und 32 Prozent durch Download.

Billigimitate von Fußballtrikots

Neben den Sportübertragungen ist aber auch die Sportartikelbranche verheerend betroffen: Ihr nämlich entgehen in der EU jedes Jahr Umsätze in Höhe von bis zu 850 Millionen Euro. Der Schaden durch Billigimitate von Fußballtrikots und Sportschuhen, die einen erheblichen Teil der gefälschten Bekleidung ausmachen, wird auf mehr als zwölf Milliarden Euro jährlich zusätzlich geschätzt. Durch die Studie kam heraus: Zehn Prozent der jungen Menschen in der Altersgruppe 15 - 24 Jahre gaben zu, wissentlich gefälschte Sportartikel zu kaufen. Am häufigsten ist das in Griechenland Usus.

Durch die lang geplante Operation „Fake Star“ – einer konzertierten Aktion gegen Fälschungen bekannter Markenprodukte – wurden von Polizeibehörden in Europa mehr als acht Millionen gefälschte Luxus- und Sportwaren, mehr als die Hälfte der 2023 beschlagnahmten 14 Millionen Fälschungen, aufgespürt und beschlagnahmt. Darunter gefälschte Textilien, Schuhe, Etiketten, Lederwaren und Bekleidungsaccessoires, sowie Sportschuhe und -kleidung. 264 verdächtige Personen wurden im Rahmen der Initiative festgenommen.