Es ist ein Klassiker und eine Feinschmecker-Paarung für alle Fußballfans in Europa. Doch vor dem Duell zwischen Spanien und Frankreich am Dienstag schießt ausgerechnet mit Alvaro Morata (31) der Kapitän der Iberer gegen sein eigenes Land!

Der Stürmer von Atletico Madrid kündigte im Interview mit „El Mundo“ gar bereits seinen Abschied vom Nationalteam an. „Vielleicht, das ist eine Möglichkeit, über die ich nicht zu viel sagen möchte, aber es ist wahrscheinlich. Ich versuche, dieses Turnier zu genießen, da es meine letzten Spiele mit der Nationalmannschaft sein könnten, und dann wird in der Zukunft passieren, was auch immer passiert. Vielleicht werden sie mich eines Tages sogar vermissen. Jeden Tag rückt der Moment des Abschieds näher“, so Morata, der mangelnden Respekt gegenüber seiner Person in der Heimat beklagt: „Ich bin nicht unglücklich, ganz und gar nicht. Aber es stimmt, dass es in Spanien sehr schwer für mich ist, glücklich zu sein. Am Ende kommt immer irgendwo etwas dazwischen.“

Morata (l.) feiert mit Dani Olmo die Führung gegen Deutschland.
Morata (l.) feiert mit Dani Olmo die Führung gegen Deutschland. © AP / Manu Fernandez

MoTZrata fühlt sich speziell von der spanischen Journaille zu hart kritisiert und beäugt. Er fühle sich im Ausland (Morata spielte u.a. für Chelsea und Juventus Turin) deutlich wohler. „Ja, ohne jeden Zweifel. Ich habe das schon oft gesagt. Vor allem, weil die Leute mich respektieren. In Spanien gibt es keinen Respekt für irgendetwas oder irgendjemanden. Wenn ich mit meiner Familie unterwegs bin, lieben mich alle, alle behandeln mich gut. Aber wenn ich mit einer Mannschaft unterwegs bin, mit dem Fußball, dann ist das etwas ganz anderes. Neulich haben sie gesagt, ich hätte geweint, weil ich eine gelbe Karte bekommen habe. Was für ein Quatsch ist das? Ich habe geweint, weil mein Land, mit mir als Kapitän, das Halbfinale erreicht hatte. Ich könnte niemals eine Person kritisieren, die deswegen weint. Also kritisiert man mich, wenn ich mir für den Gewinn der Europameisterschaft die Hand abhacken würde.“

Auch einen Abschied von Atletico schließt der erfahrene Knipser nicht aus: „Deshalb denke ich immer noch, auch wenn ich mich auf die Europameisterschaft konzentriere, dass ich nicht weiß, ob es das Beste für mich ist, in Spanien zu bleiben. Ich habe gesagt, dass ich mit Atletico unbedingt Titel gewinnen will, aber dann muss man abwägen, was sich lohnt und was nicht.“

Auf dem Platz sieht man den kopfballstarken Stürmer selten lachen. Er beschwere sich dauernd, werfen ihm manche Fans vor. Anders als seine Vorgänger wie z.B. Carlos Puyol oder Sergio Ramos gilt er als ungeliebter Kapitän im Land. Gegen den Druck hat sich Morata längst einen Spezial-Coach und psychologische Hilfe geholt, wie er sagt. Er leide darunter, dass Freunde, die sein Trikot tragen, angepöbelt werden „Ich arbeite immer noch mit ihm zusammen, und wir arbeiten viel mit meinem Psychiater und Psychologen. Ich nehme auch einige Dinge auf, damit die Leute sehen können, dass ich mich nicht nur beschwere, um mich zu beschweren.“

Was er tun werde, wenn Spanien die EURO gewinnt? „Als Erstes würde ich meine Frau und meine Kinder umarmen, dann genießen und erhobenen Hauptes gehen“, so sein versöhnliches Schlusswort.