Den letzten großen Titel eroberte Frankreich 2018, als es sich in Russland mit einem Finalsieg über Kroatien zum zweiten Mal nach 1998 zum Weltmeister krönte. Können Sie sich noch erinnern, wie viel Tore „Les Bleus“ damals im Endspiel im Moskauer Olympiastadion Luschniki erzielten? Oder wissen Sie noch, wie oft die Mannen von Coach Didier Deschamps bei der WM insgesamt einnetzten? Eben, denken sich jetzt Herr und Frau „Frankreicher“ – wie man zum Titel kommt, spielt im Nachhinein keine Rolle. In Erinnerung bleibt nur der Triumph an sich.
Ein Argument, dem man nicht viel entgegenhalten kann. Und eine (wenn auch nicht freiwillige) Strategie des Minimalismus, mit der die Équipe Tricolore bei der EM in Deutschland bis dato ganz gut fährt und es immerhin schon bis ins Halbfinale geschafft hat. Die Bilanz nach fünf absolvierten Partien: Drei erzielte Tore, keines davon aus dem Spiel heraus. Gegen Österreich (1:0) und Belgien (1:0) profitierte man jeweils von einem Eigentor, gegen die Niederlande fiel überhaupt kein Treffer, gegen Polen (1:1) traf Kylian Mbappé per Elfmeter, gegen Portugal musste nach 120 torlosen Minuten das Elfmeterschießen (5:3) entscheiden. Es war der erste vom Punkt fixierte Aufstieg der Franzosen seit der WM 1998.
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„Ich bin stolz auf meine Spieler. Es war natürlich nicht alles perfekt. Aber ich möchte jetzt den Moment genießen“, sagte Coach Deschamps nach dem Triumph über die Portugiesen, mit dem die Revanche für die Niederlage im EM-Finale 2016 gelang. Schon damals dirigierte der heute 55-Jährige, der seit 2012 das Trainer-Zepter in Händen hält, auf der Seitenlinie das französische Nationalteam. So ineffizient wie heuer präsentierte sich das Team in Angriff nur selten, doch garantiert den Franzosen derweilen noch eine stabile Abwehr (erst ein Gegentor in diesem Turnier) ein Weiterkommen.
„Als Team ist die kollektive Stärke weiter da“
Ob dieses Konzept allerdings auch am Dienstag in München, wenn es im Halbfinale gegen Spanien geht, greifen wird, darf hinterfragt werden. Aber: „Ich bin ein Trainer, der defensiv denkt. Und wir stehen im Halbfinale. Als Team ist die kollektive Stärke weiter da“, verteidigt Deschamps seine Spielweise. Und bekommt dabei auch Unterstützung von Verteidiger William Saliba: „Seit Beginn der EM spielen wir solide und verteidigen erfolgreich gemeinsam. Unsere Rechnung ist: Wir haben eine 90-prozentige Chance, das Spiel zu gewinnen, wenn wir ohne Gegentor bleiben.“
Bleibt noch die Frage nach dem Befinden von Mbappé. Dem Neo-Real-Madrid-Kicker knallte im Viertelfinale einen Ball auf seine gebrochene Nase, er wurde zur Halbzeit der Verlängerung mit kühlendem Eisbeutel auf seinem Riechorgan ausgetauscht. Bis dato lieferte der 25-jährige Maskenmann nur das Elfmetertor gegen Polen, laut Deschamps sei sein Superstar nicht in Topform und müde. Selbiges gilt auch für Antoine Griezmann. Beide Eckpfeiler der Franzosen müssen sich aber gehörig steigern, will man gegen die „La Furia Roja“, die bereits elf Treffer auf ihrem Konto hat, bestehen.
Ach ja – der Vollständigkeit halber: Frankreich schlug Kroatien 2018 in Moskau mit 4:2, insgesamt jubelten die Franzosen 14 Mal über einen Treffer, zweimal davon profitierten sie von einem Eigentor.