Begonnen hat alles mit Raul Cardenas. Der Mexikaner traf am 9. Juni 1954 bei der Fußball-Weltmeisterschaft ins eigene Tor und erzielte so das 2:0 für Frankreich. Die Geschichte endet – bisher – mit dem Belgier Jan Vertonghen, der im EM-Achtelfinale in Deutschland in der 85. Minute das entscheidende Eigentor zugunsten der Franzosen erzielte.
Dazwischen liegen neun Eigentore zugunsten der Franzosen, auch jenes von Maximilian Wöber beim 0:1 der Österreicher beim EM-Auftakt in Rot-Weiß-Rot. Sechs Mal haben die Franzosen bei Weltmeisterschaften durch Eigentore der Gegner profitiert, fünf Mal bei Europameisterschaften. Beides sind Topwerte. Plus: Die Franzosen selbst haben kein eigenes Eigentor erzielt. Mexiko hat übrigens mit vier Eigentoren bei Weltmeisterschaften am meisten erzielt, Portugal und Slowakei sind mit drei Eigentoren bei Europameisterschaften Spitzenreiter.
Die Franzosen, einer der ganz großen Favoriten auf den EM-Titel, präsentieren sich in Deutschland jedenfalls weiterhin minimalistisch. Auf dem Weg ins Viertelfinale hat die „L‘Equipe tricolore“ noch keinen einzigen Treffer aus dem Spiel erzielt. Beim 1:0-Sieg gegen Österreich war eben Wöber der Unglücksrabe, Frankreichs Gruppenspiel gegen die Niederlande endete torlos Unentschieden, beim 1:1 gegen die Polen war Superstar Kylian Mbappe vom Elfmeterpunkt erfolgreich. Das Viertelfinale erreichen die Franzosen gegen Belgien eben durch das Eigentor von Vertonghen – ein abgefälschter Schuss.
Vertonghens Eigentor war übrigens bereits das neunte im laufenden Turnier. Bei der Europameisterschaft 2020, die wegen der Corona-Pandemie 2021 gespielt wurde, waren es elf. Insgesamt waren es seit 1976 nur 29 Eigentore. Der erste? Anton Ondruš der damals für das tschechslowakische Nationateam spielte und im Halbfinale für die Niederlande traf. Damals kein Problem, denn die Tschechoslowakei setzte sich später im Finale gegen Deutschland im Elfmeterschießen 7:5 durch. Und Ondruš durfte als Kapitän den Pokal entgegennehmen.